Tatsächlich geht es in der Studie darum, wo sich Expats wohlfühlen. Die Länder, wo sich traditionell wenige Expats aufhalten, fallen schon mal weg. Diejenigen, die in Österreich gelandet sind, bemängeln aber jedenfalls die sozialen Fähigkeiten der Einheimischen und das gleich in mehreren Kategorien.
- Unfreundlicher ist keine andere Nation. Kritisieren diese Geisteshaltung 43 Prozent der Expats, ist das in anderen Ländern nur für durchschnittlich 18 Prozent ein Problem.
- Noch weniger willkommen fühlt man sich nur in Kuwait.
- Es gibt nur ein anderes Land, in dem man noch schwieriger Freunde findet. (Service-Tipp für diejenigen, die sich nicht gerne mit Unbekannten unterhalten: Dänemark.)
Hemmschuh: Deutsch
Ein Hemmschuh dabei, Freundschaften zu schließen, dürfte in Österreich die Sprache sein. 56 Prozent finden das Erlernen schwer, in anderen Ländern haben nur durchschnittlich 38 Prozent Schwierigkeiten mit dem Spracherwerb.
Gleichzeitig wird es als absolut notwendig beschrieben, hier Deutsch zu können. 45 Prozent geben an, dass es schwer ist, hier zu leben, ohne die lokale Sprache zu verstehen, in anderen Ländern sehen das nur 32 Prozent so. Dabei kommt einem doch gleich Travnicek in den Sinn, Figur aus dem Kabarettprogramm von Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner und Inbegriff des grantelnden Österreichers.
Als er auf Reisen ist und sich über alles beschwert, fällt auch der Satz: „Mit niemand kann ma si unterhalten, nur mit Ihna“. Diesen Frust dürften ihm die Expats hierzulande nachfühlen können.
Wien ist stolz
Wobei: Eigentlich gibt’s ein Video, das zeigt, dass man mit einem einzigen Wort – Oida (Was sonst?) – ganz gut durchkommt. Zumindest in Wien. Apropos Wien: Dort darf man sich ein bisschen freuen, dass man nicht, anders als oft behauptet, das einzige unfreundliche Bundesland ist. Zwar ist man in der Hauptstadt sehr stolz darauf, dass man die Unfreundlichkeits-Bestenliste der Städte schon oft angeführt hat, aber von Niederösterreich und Co will man sich das mit Sicherheit nicht vorwerfen lassen.
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Wie stolz man auf den ersten Platz ist, zeigte sich 2017, als sich Wien einmalig Paris geschlagen geben musste. Die Entrüstung war groß. Der Tenor: Ich lass mir mein Wien sicher nicht schönreden. Sogar im Gemeinderat wurde der Platzverlust damals thematisiert. „Leider“ sei man auf den zweiten Platz gefallen, bedauerte Johann Gudenus, damals noch Vizebürgermeister (FPÖ). Seine Analyse: „Das haben einige internationale Experten falsch verstanden, denn so lange der Wiener nörgelt, geht es ihm gut.“
Einsam, aber dafür schön
Er nutzte das als Auftakt, um die Lebensqualität in Frage zu stellen. Diese wird aber – wie eingangs erwähnt – als sehr hoch eingeschätzt. Hier können sich die Zahlen sehen lassen: Mit dem öffentlichen Verkehr sind 80 Prozent zufrieden (international: 72 Prozent), 93 Prozent geben an, dass man sicher zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sein kann (international: 77 Prozent).
Das Fazit der Studie: Österreich ist schön, aber ein einsamer Platz für Expats. Wahrscheinlich kann man nicht alles haben.
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