Vermisster wieder aufgetaucht: "Es ist ein Weihnachtswunder für uns"

Arian S. mit seiner Mutter auf einem Archivbild.
25-jähriger Autist lebt in betreuter Einrichtung. Die Familie spricht von einem "Weihnachtswunder".

Drei Jahre lang hat Regina Schramm-Saraie auf die erlösende Nachricht gewartet. Freitagmittag ist es die Polizei, die der Wienerin mit einem Anruf die frohe Botschaft übermittelt. Es ist das Happy End in einem der spektakulärsten Vermisstenfälle Österreichs: Arian, der verlorene Sohn von Schramm-Saraie, ist am Leben und wohlauf.

Der 25-Jährige wurde seit dem 9. November 2015 vermisst. Nun  gab sich der Autist in einer Mailander Betreuungseinrichtung, wo er unter falschem Namen lebte, zu erkennen.

"Es ist ein Weihnachtswunder für uns"

„Ich bin so aufgeregt und überglücklich. Es ist ein richtiges Weihnachtswunder für uns. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass er am Leben ist“, sagt die Mutter. Am Samstag möchte die ganze Familie Arian in Mailand abholen. „Es ist wichtig für uns, dass wir ihn in die Arme schließen können.“

Auch Arians Schwester Roxana konnte es am Freitag noch gar nicht richtig glauben. „Es ist die schönste Nachricht, die man sich vorstellen kann“, sagt die 21-Jährige. Die Hoffnung, dass dieser Tag kommt, habe die Familie in all den Jahren nie aufgegeben. „Wir waren immer überzeugt, dass er irgendwo ist“, sagt die junge Frau.

Arian wollte "einen Urlaub" machen

Ihr Bruder ist Autist. Aber er wollte schon immer die Welt entdecken. Am 9. November wurde Arian das letzte Mal in einem Betreuungszentrum in Wien-Währing gesehen. Dann verlor sich seine Spur. Regina Schramm-Saraie glaubte schon damals, dass ihr Sohn mit dem Zug in ein Nachbarland gereist sein könnte.  Und sollte Recht behalten. Beamten in Mailand sagte Arian nun, er habe einen Zug genommen, um „einen Urlaub“ zu machen.

Rückblende: Am 12. November 2015, also drei Tage nach seinem Verschwinden in Wien, wird Arian in Pieve Emanuele bei Mailand in verwirrtem Zustand gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Dort wird dem jungen Mann zunächst eine Psychose attestiert. Später wird er von den Mailänder Sozialdiensten in einer Gemeinschaft für Autisten untergebracht. Er gibt sich als Antonio Gallo aus. Alle Versuche, die wahre Identität Arians herauszufinden, scheitern.

Weihnachten brachte die große Wende

Am Mittwoch kommt es zur großen Wende. „Arian war sehr nervös, weil der Bursch, mit dem er das Zimmer teilte, zu Weihnachten nach Hause gefahren war. Plötzlich sagte er, er wolle die Polizei rufen“, sagte Giuseppe Tamburrino, der den Wiener betreut, der Zeitung Repubblica. Der Betreuer beharrt darauf, nur die Polizei zu rufen, wenn Arian seinen richtigen Namen sagt.  

Der 25-Jährige nennt den Namen seines persischen Vaters. Tamburrino führt eine Internetrecherche durch und entdeckt die wahre Identität seines Schützlings.

Vermisster wieder aufgetaucht: "Es ist ein Weihnachtswunder für uns"

Es scheint, als ob Weihnachten der Auslöser in dem jungen Mann war, sich zu öffnen. „Psychologen haben uns immer erklärt, dass er etwas sagen wird, wenn er Heimweh hat. Er hat immer sehr gerne Weihnachten gefeiert“, sagte Arians Mutter.

„Etwas ist in ihm in Bewegung gekommen“, erzählte Riccardo Tanieli, der Leiter des Betreuungszentrums. „Jetzt wartet er auf seine Familie und sagt, er will nach Hause zurück. Er hat beschlossen, dass sein Urlaub zu Ende ist“, scherzte Tanieli.

Erstes Telefonat

Regina Schramm-Saraie konnte am Freitag bereits ein Videotelefonat mit Arian führen: „Er hat sich sehr gefreut und gesagt, er will nach Hause. Er schaut sehr gut aus. Es ist gut zu wissen, dass Arian in guter Obhut war.“

Die italienischen Betreuer würden indes bereits ein Abschiedsfest für Arian planen. Und seine Mutter hat  ein Geschenk für ihren Sohn, von dem sie ihm auch schon erzählt hat: „Wenn er wieder in Wien ist, kann er in einer Waschstraße arbeiten. Wir haben eine Zusage. Das war immer sein größter Wunsch.“

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