Junger Autist verschwunden: Fahnder prüfen Hinweise aus Deutschland

Arian (re.) ist seit 2015 verschwunden
8000 Menschen werden jährlich als vermisst gemeldet. Nur zehn Fälle bleiben im Schnitt ungeklärt.

1268 Personen werden gerade jetzt in Österreich vermisst. Einer dieser gesuchten Menschen ist Arian Saraie, ein junger Mann aus Wien, der an Autismus leidet. Seit November 2015 ist er weg. Sein Fall wurde schon in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" präsentiert. Das Echo war enorm. 70 Hinweise gingen bei den Ermittlern ein. "Allerdings weit verstreut", sagt Stefan Mayer, Leiter des Kompetenzzentrums für abgängige Personen im Bundeskriminalamt. Demnach soll Arian nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Südtirol und der Slowakei gesichtet worden sein.

Nachgehen muss Mayer jedem Hinweis. "Wobei einige dabei sind, die wir schon ausschließen konnten. Da haben wir Handyfotos bekommen, wo eindeutig erkennbar ist, dass es nicht Arian ist", sagt er. Einige Hinweise kamen auch zu Asylunterkünften in Deutschland – eine Spur, der schon in der Vergangenheit nachgegangen wurde und die nun gar nicht mehr so einfach zu verfolgen ist. Denn viele der Unterkünfte gibt es nicht mehr. "Er fährt gerne mit dem Zug. Also wäre das durchaus möglich", sagt Mayer. Auch Arians Mutter hält diese Theorie für glaubwürdig.

Eine andere Möglichkeit: Er hat Anschluss gefunden, vielleicht bei einer (älteren) Frau. "Er wollte unbedingt eine Freundin", sagt Mayer. Dass er sich bis jetzt nicht gemeldet hat, deute darauf hin, dass es ihm gut gehe. "Sonst sucht er sich Hilfe. Er kann sich ja verständigen." Wegen seiner krankheitsbedingt fehlenden Empathie komme er gar nicht auf die Idee, seine Angehörigen zu kontaktieren.

Hinweise, wonach er bettelnd gesehen worden sein soll, sind eher unwahrscheinlich. "Er muss ein Netzwerk haben. Sonst hätten wir ihn schon gefunden", sagt Mayer.

Hohe Klärungsquote

Arian ist ein Sonderfall. Denn 85 Prozent der Vermisstenfälle werden nach einer Woche geklärt – zumeist handelt es sich um Jugendliche, die untergetaucht sind. "Wir haben auch Jugendliche aus Betreuungseinrichtungen, die schon 50-mal weg waren", sagt Mayer. Nach einem Monat sind sogar 95 Prozent geklärt. Die meisten Vermisstenmeldungen gibt es in Wien, gefolgt von NÖ. 8000 Anzeigen gibt es im Durchschnitt jährlich. "Nur zehn davon bleiben ungeklärt", erklärt Mayer. Ein erheblicher Anteil betrifft junge Flüchtlinge, die weitergereist sind.

Das Kompetenzzentrum kommt dann in Spiel, wenn auch Angehörige nicht locker lassen. "Wenn wir etwas Neues einbringen können, werden wir aktiv", beschreibt der Ermittler. Aktuell sind es zehn Fälle, die er mit einem Kollegen bearbeitet.

Darunter ist auch der Fall der verschwundenen Ungarin Rita Monika Ban-Gagyi. Die Frau war am 4. September 2013 in Heiligenblut, Kärnten, zu einer Wanderung aufgebrochen und nicht zurück gekehrt. Suchaktionen blieben erfolglos. Doch die Schwester der Frau ist überzeugt, dass sie noch lebt, hat sogar einen Privatdetektiv engagiert, der erfahren haben will, dass sie verschleppt wurde. Geprüft wurden diese Angaben – bestätigt werden konnte sie nie.

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