Vermisst: Spurlos verschwunden in Österreich

Vermisst: Spurlos verschwunden in Österreich
Abenteuerlust, Unfall oder Verbrechen? Kein Vermisstenfall gleicht dem anderen.

Es hilft nichts, wir haben nichts“, beschreibt der leitende Ermittler den derzeitigen Stand im Falle des vermissten Florian Panholzer aus Ziersdorf, NÖ. Seit 42 Tagen scheint der 17-Jährige wie vom Erdboden verschluckt. Am Sonntag, den 10. März, hatte der junge Mann das Jugendzentrum in seinem Heimatort kurz nach ein Uhr in der Früh verlassen, um nach Hause zu gehen. Doch dort kam er nie an. Bis heute gibt es keine Spur zum Verbleib des jungen Mannes.

Unzähligen Hinweisen aus der Bevölkerung gingen die Beamten in den vergangenen Wochen nach. Ein Mal musste Mutter Martina Panholzer eine Videoaufzeichnung in Wien prüfen, auf der ein junger Mann in der U-Bahn zu sehen war, der dem vermissten Sohn täuschend ähnlich sah – nicht nur wegen der eckigen Brille. „Aber er war es nicht“, sagt der Ermittler. Die Mutter vermutet, dass Florian Opfer eines Unfalls geworden ist. Gedanken an ein Verbrechen versucht die Frau, so gut es geht, zu verdrängen. Aber ganz gelingt das dann doch nicht. „Er könnte irgendwo gegen seinen Willen festgehalten werden“, sagte Martina Panholzer kürzlich in einem Interview.

Keine Ansätze

Beamte der Fahndungsgruppe vom Landeskriminalamt (LKA) versuchen seit dem ersten Tag der Abgängigkeit zu Spuren in dem Vermissten-rätsel zu kommen. Doch es gibt nicht den geringsten Anknüpfungspunkt. Die Ermittlungen gehen auf jeden Fall weiter. „Man kann nicht ausschließen, dass der Bursch angefahren worden ist. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass er Opfer eines Verbrechens geworden ist, ist eher gering“, sagt ein Fahnder.

Laut Bundeskriminalamt sind im Elektronischen Kriminalpolizeilichen Informationssystem (EKIS, SIS) täglich zwischen 700 und 800 Personen als abgängig ausgeschrieben. Rund 200 davon sind Kinder und Jugendliche. In den meisten Fällen tauchen die Vermissten nach wenigen Stunden oder Tagen wieder auf.

Einen nicht unerheblichen Anteil davon machen Kinder aus, die nach Scheidungen von einem Elternteil ohne Zustimmung des Ex-Partners ins Ausland mitgenommen werden.

Einer der dramatischsten Fälle ist wohl der von den Geschwistern Ehmann. Als dem Grazer Vater im Jahre 2004 das Sorgerecht entzogen wurde, soll er seine Kinder Ingrid (heute 16 Jahre) und Philipp (heute 13 Jahre) entführt haben.

Zeugen

Laut Polizei ist es wahrscheinlich, dass sich alle drei nunmehr in Deutschland aufhalten. Möglicherweise gehen die Kinder dort sogar zur Schule. Obwohl sie Zeugen in München gesehen haben wollen, wurden die Gesuchten bis heute nicht gefunden. Sie gelten daher nach wie vor als vermisst.

Die inzwischen 15-jährige Zulixan Lulajewa wird bereits seit 19. September 2010 vermisst. Das kleine Mädchen war zuletzt im Bereich der Philadelphiabrücke in Wien-Meidling gesehen worden. Seither fehlt von der jungen Tschetschenin jede Spur.

Insbesondere vor Schulschluss reißen Schülerinnen und Schüler gerne aus – wegen schlechter Noten oder aus purer Abenteuerlust. Auch über das Wochenende „tauchen“ Jugendliche gerne ab. Die Beweggründe sind meist gleicher Natur: Etwa, um gegen den Willen der Eltern ein Konzert in einer anderen Stadt oder gar in einem anderen Land zu besuchen.

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