Routenplaner: So versenkte das Verkehrsministerium Millionen

Die Planer zeigen an, womit man am schnellsten von A nach B gelangt.
Kennen Sie die Verkehrsauskunft Österreich? Oder die Seite von A nach B (anachb.at)?
Viele kennen sie offenbar nicht und das ist schon der Knackpunkt des Problems.
Mehr als 16 Millionen Euro wurden laut einem aktuellen Rechnungshof-Bericht vom Verkehrsministerium in die Hand genommen, um einen Routenplaner zu gestalten. Auf Knopfdruck sollte dann sichtbar sein, ob es am schnellsten via Auto oder Bahn geht. Die Kosten dafür sollten über den Ticketverkauf (etwa für die Bahn, Autobahnvignette oder Straßenbahnen) zurück kommen.
Magere Erträge
Doch auch das funktionierte nicht, jährlich gab es lediglich Erträge zwischen 30.000 Euro und 860.000 Euro. Deshalb mussten über die Jahre knapp fünf Millionen Euro zugeschossen werden, um die Kosten für den Betrieb und die Mitarbeiter abzudecken. Das Projekt wurde also noch teurer.

Magere Umsätze, hohe Verluste
Dabei ist die prinzipielle Idee an sich eine gute, wie sehr viele Verkehrsexperten meinen. Doch die Theorie scheiterte an der Praxis.
Schon im Vorfeld hatten Insider immer wieder Zweifel gegenüber dem KURIER geäußert. Die Seiten sollten beispielsweise über ASFINAG oder ÖBB abrufbar sein, aber logischerweise hatte etwa die Bahn wenig Interesse, mitunter aufzuzeigen, dass es mit dem Auto schneller geht. Und das gleiche Problem gab es natürlich umgekehrt. Warum sollte ein Autobahnbetreiber auf seiner Homepage ein Programm haben, das zeigt, dass es mit der Bahn schneller geht. In Hintergrundgesprächen gaben die Beteiligten das durchaus offen zu.
Um anderen privaten Dienstleistern wie Taxis oder Uber als Konkurrenz keine Chance zu geben, wurden diese Varianten bei dem Planer gleich gar nicht angeboten. Dies sei offenbar auch auf Druck der Betreiber hin passiert, hieß es immer wieder. Denn die Kunden waren zugleich auch die Gesellschafter und konnten so wesentlichen Einfluss nehmen.

Ex-Verkehrsministerin Doris Bures
Schon bei der Präsentation des Programms im Jahre 2015 gab es den ersten Fauxpas: Journalisten wurden aufgefordert, Probeadressen zu nennen, zur Adresse des KURIER-Journalisten fand das System keinen Weg. Denn es kannte die Straße in Wien nicht einmal.
Weiteres kurioses Detail: Das Verkehrsministerium war zeitgleich an sechs ähnlichen Projekten beteiligt. Allein zwei davon kosteten insgesamt weitere sieben Millionen Euro. Dennoch wurde ein siebentes in die Wege geleitet.

Der Rechnungshof meint deshalb dazu in ungewöhnlich deutlichen Worten: "Auf Basis der bekannten Parameter bestand kaum eine Aussicht darauf, dass die Verkehrsauskunft Österreich jemals ihre Aufwendungen durch Erträge aus dem Verkauf des Routenplaners vollständig abdecken können wird."
In die Wege geleitet wurde das Projekt unter Verkehrsministerin Doris Bures und später unter Verkehrsminister Alois Stöger (beide SPÖ) fortgeführt.
Der Rechnungshof fordert jetzt dringend eine Evaluierung des Projekts, um entsprechende Anpassungen vorzunehmen.
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