Bahn-Debakel: Jeder 2. verpasst mehrmals jährlich Anschlussverbindung

Symbolbild
Zusammenfassung
- Jede/r Zweite verpasst mehrmals im Jahr Anschlussverbindungen, viele wünschen bessere Abstimmung zwischen Bahn und Bus.
- 42 Prozent der Fahrgäste wollen mehr Direktverbindungen in Europas Metropolen und attraktivere Ticketpreise, um Kurzstreckenflüge zu vermeiden.
- Die Zufriedenheit mit Bahnreisen ist hoch, dennoch gibt es Unzufriedenheit bei öffentlichen Anbindungen und außerhalb der Hauptverkehrszeiten.
Die österreichischen Bahnfahrerinnen und -fahrer sind genervt, wenn sie ihre Anschlussverbindung verpassen. Sie wünschen sich eine deutliche Verbesserung bei der Abstimmung zwischen Bahn und Bus.
Das ist ein zentrales Ergebnis des diesjährigen VCÖ-Bahntests, bei dem in den Zügen von zehn Bahnunternehmen von April bis Juni 9.360 Fahrgäste befragt wurden. Jede Zweite bzw. jeder Zweite verpasst mehrmals im Jahr ihre bzw. seine Öffi-Verbindung.
29 Prozent der Fahrgäste gaben an, dass sich die Pünktlichkeit verschlechtert hat, 21 Prozent erlebten eine Verschlechterung bei der Anzahl der Verbindungen. "Die Gesamtreisezeit hat einen großen Einfluss darauf, ob mit der Bahn oder dem Auto gefahren wird. Bei den Anschlussverbindungen gibt es in Österreich noch einiges zu verbessern. Einerseits in der Fahrplangestaltung, andererseits auch im Fall von Zugverspätungen", betonte VCÖ-Experte Michael Schwendinger am Donnerstag in einer Aussendung.
24 Prozent der Fahrgäste gaben an, dass sie mehrmals im Jahr Anschlüsse verpassen, weitere 22 Prozent sogar öfter. Am häufigsten verpassten Fahrgäste aus Niederösterreich Anschlussverbindungen, am seltensten Fahrgäste aus Kärnten. Der VCÖ setzte in seiner Befragung bei diesem Thema heuer einen Schwerpunkt.
Unzufriedenheit auch bei den öffentlichen Anbindungen der Bahnhöfe
Bei der aktuellen Zugfahrt waren 25 Prozent der Fahrgäste mit den öffentlichen Anschlussverbindungen unzufrieden, bei jenen Fahrgästen, die bereits in den aktuellen Zug umgestiegen waren, waren 18 Prozent unzufrieden. Bei der Abstimmung zwischen Bahn und Bus erlebten zwei Drittel der Fahrgäste in den vergangenen zwölf Monaten Verbesserungen, ein Drittel jedoch Verschlechterungen.
37 Prozent der Fahrgäste sind mit der öffentlichen Anbindung der Bahnhöfe außerhalb der Hauptverkehrszeiten unzufrieden. 39 Prozent der Fahrgäste wünschen an Bahnhöfen mehr flexible Angebote, wie Rufbusse und Anrufsammeltaxis.
Für gute Anschlussverbindungen ist auch die Anzahl der Zugverbindungen im Nah- und Regionalverkehr relevant. Österreichweit möchte jeder fünfte Fahrgast häufigere Verbindungen, in Oberösterreich sogar jeder vierte.
Österreicher fahren auch gerne mit der Bahn in den Urlaub
Insgesamt wird in Österreich mehr Bahn gefahren, auch in den Urlaub. Jeder dritte Fahrgast ist in den vergangenen zwölf Monaten mit einem Tagzug auf Urlaub gefahren, jeder achte Fahrgast mit einem Nachtzug. Wer ein Klimaticket hat, fährt etwas häufiger mit der Bahn auf Urlaub, so ein weiteres Ergebnis des VCÖ-Bahntests.
90 Prozent der Fahrgäste waren mit der Bahnreise zufrieden. Mit dem Alter steigt die Zufriedenheit, am höchsten ist die Zufriedenheit bei Fahrgästen ab 55 Jahren. Der Wunsch nach mehr Bahnverbindungen in Europa ist groß: 42 Prozent der Fahrgäste wollen mehr Direktverbindungen in Europas Metropolen.
Die Fahrgäste wurden auch gefragt, ob sie in den vergangenen zwölf Monaten eine Flugreise gemacht haben mit einer Distanz von unter 800 Kilometern. 72 Prozent sagten nein, 28 Prozent ja. Als die zwei wichtigsten Maßnahmen, um kurze Flugreisen auf die Bahn zu verlagern, werden von den Fahrgästen attraktivere Ticketpreise und mehr Direktverbindungen zwischen den großen EU-Städten gesehen.
Weitere Zunahme der Bahnfahrten erwartet
Im Vorjahr wurde in Österreich mit 15 Milliarden Personenkilometer so viel wie noch nie mit der Bahn gefahren. Österreichs Bahnen zählten laut Schienencontrol rund 349 Millionen Fahrgäste. Für heuer ist mit einer weiteren Zunahme zu rechnen.
29 Prozent der Fahrgäste waren in den vergangenen zwölf Monaten häufiger mit der Bahn unterwegs als davor, acht Prozent sind seltener gefahren. "Österreichs Bahn-Fahrgäste leisten einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit, etwa zur Vermeidung von Staus auf den Straßen und zur Erreichung der Klimaziele. Umso wichtiger ist es, dass die Verkehrspolitik die Rückmeldungen der Fahrgäste ernst nimmt und, dass nötige Verbesserungen rasch umgesetzt werden", stellte VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.
Nutzbare Reisezeit als Vorteil
Ein Vorteil beim Bahnfahren ist die nutzbare Reisezeit. Beim VCÖ-Bahntest wurden die Fahrgäste auch gefragt, wie sie die Zeit nutzen. 84 Prozent lesen, hören oder schauen Videos während der Bahnfahrt, 67 Prozent der Fahrgäste nutzen die Zeit auch zum Arbeiten oder Lernen, 60 Prozent entspannen oder schlafen und 46 Prozent reden miteinander oder spielen mit ihren Kindern.
(Der VCÖ-Bahntest 2025 wurde mit dem Institut TQS Research durchgeführt. Es nahmen 9.360 Fahrgäste in den Zügen von zehn Bahnunternehmen teil: Außerfernbahn - DB Regio, Graz Köflacher Bahn, Mariazellerbahn, Newrest Wagons-Lits, ÖBB, Raaberbahn, Salzburger Lokalbahn, Steiermarkbahn, WESTbahn, Zillertalbahn. Der Befragungszeitraum war von April bis Juni 2025.)
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