Sparschiene: Bei den ÖBB rollt ein riesiges Sparpaket an

BUNDESWEITER WARNSTREIK IM BAHNSEKTOR
Die Kosten müssen um zehn Prozent hinunter, beim Güterverkehr um 15 Prozent. Gleichzeitig werden aber 5.000 neue Mitarbeiter gesucht.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Die Budgetkonsolidierung trifft die ÖBB gleich doppelt. Die Staatsbahn muss bis 2030 jedes Jahr zwischen 300 und 500 Millionen Euro einsparen. Der Großteil davon betrifft Ausbauprojekte im Rahmenplan, die zeitlich nach hinten verschoben werden. Die Investitionen werden von 21 auf 19,8 Milliarden Euro zurückgefahren.

Das ist allerdings zu wenig, um das von der Politik vorgegebene Einsparziel zu erreichen.

ÖBB-Chef Andreas Matthä hat bereits angekündigt, dass auch der operative Aufwand angepasst werde. „Das bedeutet, wir sparen bei den Verwaltungsaufwendungen, aber auch Betriebsabläufe müssen effizienter werden“.

Heißt im Klartext: Bei den ÖBB ist ein großes Sparpaket im Anflug.

Gekürzt werden soll überall, in der Holding ebenso wie in den drei großen Teilkonzernen der Bahn – Infrastruktur, Personenverkehr, Güterverkehr Rail Cargo. Alle Bereiche von Österreichs größtem Staatsunternehmen kommen auf den Prüfstand. Das gesamte Management des Konzerns wurde diese Woche von Matthä auf das Sparprogramm eingeschworen und muss noch in der ersten Augusthälfte Vorschläge für Einsparungen und zur Verbesserung der Effizienz in der riesigen, 47.800 Mitarbeiter großen Organisation abliefern.

Andreas Matthä

ÖBB-Chef Andreas Matthä

Die Vorgabe an alle Abteilungen lautet, minus zehn Prozent bei den Kosten. Ein Problem in der Holding ist die Tochter Business Competence Center (BCC), die mit rund 1800 Mitarbeitern überausgestattet Aufgaben für die Teilkonzerne bündelt, etwa IT, Finanzen, Personal und Einkauf. Die BCC fuhr 2023 einen Betriebsverlust von 3,58 Millionen Euro ein, die IT-Kosten explodieren, hört man im Unternehmen.

Die mit Abstand größte Baustelle im ÖBB-Konzern allerdings ist Rail Cargo (RCG), der KURIER berichtete. Mit Hilfe eines externen Beratungsunternehmens soll das Restrukturierungsprogramm „Phönix“ die RCG wieder auf Schiene bringen. Neben der Anpassung des Produktportfolios sollen die Kosten um ambitionierte 15 Prozent gesenkt werden. Sowohl die Fixkosten als auch die Produktionskosten, bestätigt ÖBB-Sprecherin Gabi Zornig gegenüber dem KURIER.

Der Güterverkehr steht in ganz Europa unter starkem Druck durch den wesentlich kostengünstigeren Wettbewerb der Straße und die schlechte Konjunktur. Die RCG ist der zweitgrößte Bahnlogistiker Europas und fuhr im Vorjahr einen Verlust von 24,5 Millionen ein, trotz Beihilfen von mehr als 100 Millionen Euro. Trend weiter steigend, im ersten Halbjahr 2025 ist das Minus höher als im Gesamtjahr 2024.

Erste Maßnahmen laufen bereits an, etwa die Einstellung des Transfers Wolfurt-Rotterdam und Wien/Linz-Duisburg-Rotterdam sowie die Reduzierung der Türkei-Verkehre um 50 Prozent.

Die RCG beschäftigt derzeit rund 6000 Mitarbeiter. Sollte es zum Abbau von Jobs kommen, „so ist es unser Ziel, den Betroffenen andere Arbeitsplätze über den internen Jobmarkt zu vermitteln und nötigenfalls ein- bzw. umzuschulen“, erklärt Zornig.

Das soll auch in allen anderen Bereichen so geschehen, um den Abbau von Mitarbeitern zu verhindern. Insider befürchten allerdings, dass es sich nicht ausgehen wird. Nicht alle betroffenen Mitarbeiter können auf die gewünschten Qualifikationen umgeschult werden. Ein Sachbearbeiter wird kaum Triebwagenführer werden.

Jobabbau noch offen

Auch wenn die ÖBB nach wie vor konzernweit einen zusätzlichen Personalbedarf von rund 5000 Jobs im Jahr haben. Abgänge in die Pension müssen nachbesetzt werden, zudem steigen die Fahrgastzahlen und am 12. Dezember wird die neue Koralmbahn eröffnet.

BILANZ-PK ÖBB "JAHRESERGEBNIS 2023": WALDNER

Finanzvorständin Manuela Waldner

Wie viele Mitarbeiter letztlich doch dem Sparkurs zum Opfer fallen, darüber schweigt man sich derzeit noch aus. Operativ durchziehen wird das Spar- und Effizienzprogramm nicht der SPÖ-nahe Matthä, sondern seine Kollegin Manuela Waldner, unter der grünen Verkehrsministerin Leonore Gewessler bestellte Finanzvorständin der Holding.

Wird die große Bewährungsprobe für die vormalige Beraterin. Wie man hört, soll der einflussreiche Betriebsrats-Obmann Roman Hebenstreit, Chef der Verkehrsgewerkschaft vida, bereits starken Widerstand gegen den Abbau von Mitarbeitern angekündigt haben.

andrea.hodoschek

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