Unter den Schwingen der Tiroler Adlerrunde

Ein Seeadler fliegt mit ausgebreiteten Flügeln vor blauem Himmel.
Der ÖVP-nahe Unternehmerverbund gilt als einflussreich. In der Corona-Pandemie wurde er berühmt und berüchtigt.

Der neue Landeschef kommt gemeinsam mit dem alten. Anton Mattle und Günther Platter steigen beschwingt über die Treppen im Haus der Musik in Innsbruck. Kurz darauf stellt sich auch noch Herwig van Staa ein.

Damit sind der amtierende Tiroler Landeshauptmann und zwei seiner Vorgänger versammelt. Es ist Dienstagabend vergangener Woche. Die Tiroler Adlerrunde hat zu ihrer 20-Jahr-Feier gerufen.

Und diesem Ruf folgen auch Georg Willi, grüner Bürgermeister von Innsbruck, der rote Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer, schwarze Landesräte und blaue Spitzenpolitiker.

Adlerrunde gilt als mächtig

Ganz schön viel Ehrerbietung für ein Vereinsjubiläum. Aber die Tiroler Adlerrunde ist nicht irgendein Verein, sie ist ein Verbund von rund 50 Familienunternehmern des Bundeslandes – vom Speck- bis zum Liftkaiser –, die über 75.000 Mitarbeiter beschäftigen. Eine Macht.

„Sie beherrschen die direkte Ansprache. Ich habe nach jedem Gespräch gewusst, was sie wollten“, erklärt Platter lachend, als er mit seinem Vorgänger und seinem Nachfolger zu ihren Erfahrungen mit der Adlerrunde befragt wird.

Und er bringt unumwunden auf den Punkt, was der Plattform nachgesagt wird: „Es heißt, dass das eine unglaublich mächtige Organisation ist – Stimmt.“

Wenn die ÖVP-nahe Adlerrunde mit ihren Flügeln schlägt, kann das selbst für schwarze Landeshauptleute kräftigen Gegenwind bringen. „Sie sind fordernd und herausfordernd“, nennt das van Staa.

Hilfe im Wahlkampf

Die Adlerrunde hat in der Vergangenheit immer wieder politische Forderungen erhoben. Dass ihre Mitglieder gleichzeitig den Wahlkampf von Platter oder auch jenen von Sebastian Kurz 2017 (mit saftigen Spenden) unterstützten, hat einen Ruf genährt. Nämlich, dass hier Wirtschaftstreibende mit Druck und Geld versuchen, Einfluss zu üben.

Auf die Frage im KURIER-Interview, wann er zum letzten Mal mit Politikern im Hinterzimmer gesessen ist, kann Klaus Mark, der aktuelle Präsident der Adlerrunde, nur lachen. „Im Hinterzimmer muss ich zum Glück nicht sitzen. Ich mache Termine aus. Den Kontakt zur Politik habe ich mir ja nicht über die Adlerrunde aufgebaut, sondern über meine Tätigkeit als Lokalpolitiker und natürlich dadurch, dass wir eine erfolgreiche Firma sind.“

Der 53-Jährige war Vize-Bürgermeister einer Tiroler Gemeinde und ist mit seinem Unternehmen MK Illumination Weltmarktführer im Bereich Festbeleuchtung. Als er vor vier Jahren die Führung der Adlerrunde übernommen hat, sei für ihn klar gewesen: „Ich möchte wesentlich transparenter sein, weil wir nichts zu verbergen haben.“

Corona brachte Unternehmerzirkel in den Fokus

Der Versuch der Image-Korrektur kommt nicht von ungefähr: „Die Medien haben uns als Fehler angekreidet, dass man Kurz gesponsort hat. Wobei die Tiroler Adlerrunde nie gespendet hat, sondern einzelne Mitglieder.“ Dass Kurz als Bundeskanzler dann im Februar 2020 in Innsbruck die Adler trifft, als Corona bereits vor der Tür steht, bringt den Unternehmerzirkel spätestens mit dem Virus-Ausbruch in Ischgl und dem folgenden Aus der Wintersaison in Tirol in den Fokus.

Ob die Unternehmer, von denen viele direkt oder indirekt im Tourismus tätig sind, eben dieses Aus verhindern wollten, stand im Zentrum von Spekulationen. Plötzlich kannte man die Adlerrunde in ganz Österreich.

Corona sei kein Thema gewesen, versichert Mark. Aber die Lehre aus der Geschichte ist offenbar, Medien eher zu Eigen-Veranstaltungen zuzulassen. So etwa, als im vergangenen Herbst die grüne Klimaministerin Leonore Gewessler zu einer Diskussion nach Tirol geladen wurde.

Vier Personen stehen auf einer Bühne vor einem Publikum.

Zur Jubiläumsfeier kamen gleich drei (Ex-)Landeschefs: Anton Mattle und seine Vorgänger Günther Platter und Herwig van Staa

Die Macht der Grünen

Sie kommt auch überraschend ins Spiel, als der KURIER Mark fragt, ob die Adlerrunde ihre Wirtschaftsmacht nutzt, um die Politik in eine Richtung zu treiben?

Dazu sagt er: „Das wird nicht funktionieren. Wer das am besten kann, sind die Grünen. Gewessler fährt ein Hardcore-Programm. Sie schafft Gesetze und Verordnungen, die die Wirtschaft verändern. Da können sich die ÖVP und alle anderen warm anziehen. Die Grünen haben eine Transformation der Wirtschaft herbeigeführt, wie niemand anderer.“ Genug Diskussionsstoff, wenn dann im März ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer der Adlerrunde Rede und Antwort steht.

Die Grünen haben eine Transformation der Wirtschaft herbeigeführt wie niemand anderer.

von Klaus Mark

Präsident der Adlerrunde

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