Ungewöhnlich warmer Herbst: Die Blätter machen Überstunden

Verspätung: Anfang November beginnt sich das Laub vieler Bäume erst zu färben. Folge des bis jetzt viel zu warmen Herbstes
Der Friedhofsbesuch gehört zu Allerheiligen. Ebenso wie Nebel, Kälte und kahle Bäume zu Anfang November. Herbst eben. Heuer schien am 1. November aber die Sonne bei frühlingshaften 16 Grad und auch wenn zuletzt ein Italientief für Regen und etwas Kühle gesorgt hat, in den Niederungen sind Minustemperaturen weiterhin nicht in Sicht.
Mit erheblichen Auswirkungen auf die Pflanzenwelt, der im September und Oktober mit Rekord-Temperaturen eingeheizt wurde.
Sichtbarstes Zeichen sind die Bäume, deren Blätter sich gerade erst zu färben beginnen. „Dieser Herbst ist wirklich sehr speziell“, bestätigt Katja Batakovic, fachliche Leiterin von Natur im Garten.
„Dieser Herbst ist schon sehr speziell. Wenn genug Wasser vorhanden ist, stellt die Wärme für die Bäume aber kein Problem dar“
Natur im Garten-Expertin
Zwar beobachte man seit einigen Jahren Veränderungen, aber heuer ist der Herbst gute drei Wochen zu spät dran. „Eigentlich sollte der Spätherbst schon abgeschlossen sein, das ist schon sehr ungewöhnlich“, sagt Batakovic.

Katja Batakovic, Natur im Garten-Expertin
Weil zur Wärme auch genügend Feuchtigkeit gekommen ist, läuft die Photosynthese der Bäume weiter auf Hochtouren. Gut zu beobachten in den Schaugärten der Garten Tulln. „Manche Sträucher beginnen sogar wieder auszutreiben. Vielleicht glauben sie, der Winter ist ausgefallen“, sagt Batakovich schmunzelnd.
Sorgen sollten sich Gartenbesitzer aber deswegen keine machen: „Wenn genügend Wasser vorhanden ist, ist das keine Gefahr. Die Bäume können sogar mehr Nährstoffe einlagern.“ Denn was Bäumen zu schaffen macht, ist nicht Wärme, sondern Trockenheit. Im Weinviertel etwa war das im Sommer ein großes Thema, weshalb dort viele Bäume auch schon das Laub abgeworfen haben.
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Keine Probleme mache auch ein plötzlicher Temperatursturz. Eine Frostnacht schädigt die Bäume nicht, mit dem Laubabwurf geht es dann allerdings sehr rasch.
Den Kübelpflanzen wiederum sollte man den warmen Herbst möglichst lange gönnen. „Oleander etwa sollte man so lange wie möglich draußen lassen und jetzt nicht einwintern. Sie halten auch leichte Minusgrade aus“, erklärt Batakovic.
Herbstwärme
Mit einer Temperaturabweichung von rund plus 3,5 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 war der Oktober der wärmste der österreichischen Messgeschichte seit 1767, berichtet die Ubimet. Am 3. Oktober wurde in Langenlebarn bei Tulln mit 30,3 Grad ein neuer Österreichrekord aufgestellt. Selbst wenn der November auch nur durchschnittlich ausfällt, wird der Herbst 2023 (September, Oktober und eben November) der wärmste seit Messbeginn.
Tierisches
Wer noch von den Temperaturen profitiert, vor allem wenn es im Winter ähnlich weitergeht, sind die Schädlinge. „Aber auch die Nützlinge profitieren. In einem naturnahen Garten sollte das daher kein Problem darstellen“, sagt die Expertin, die eher in Pilzerkrankungen eine zunehmende Herausforderung sieht. Trotzdem sollte man auf die chemische Keule verzichten und stattdessen „die Pflanzen stärken, etwa mit Brennnesseljauche und den Boden gut pflegen und gießen“, sagt Batakovic.
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Kein Thema bei den warmen Herbsttemperaturen ist derzeit der Winterschlaf für den Igel, weil er noch genügend Insekten findet. Jetzt kann man ihm aber schon aus Laub und Holz ein Quartier vorbereiten. Beginnen sollte man hingegen schon mit dem Füttern der Vögel. Damit sie sich an den Futterplatz gewöhnen können.
www.naturimgarten.at
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