Die Deutschkenntnisse der Ukraine-Vertriebenen haben sich in nur zwei Jahren eindeutig verbessert. Selbst in den Vergleichen zwischen 2023 und 2024 sind klare Fortschritte zu erkennen: Drei von vier Ukrainerinnen sind mehr oder weniger in der Lage, sich in ihrem neuen Umfeld verständlich zu machen. Ein Top-Wert. Auffallend ist, dass die Frauen schneller lernen als Männer.
Der Anteil der Berufstätigen ist ebenfalls gestiegen. Im Mai 2022, als man nur die Frauen online interviewt hat, gaben neun von zehn Befragten an „Nein, ich habe in Österreich noch nicht gearbeitet“. Dieser Wert hat sich bis zum Frühjahr 2024 halbiert.
In der Studie, die vom Österreichischen Integrationsfonds in Auftrag gegeben wurde und in der nur Menschen befragt wurden, die beim ÖIF registriert sind (das sind exakt 29.010), heißt es, dass 43,7 Prozent der Männer und Frauen aus der Ukraine aktuell erwerbstätig sind.
Zwar ist diese Zahl mit Vorsicht zu betrachten, da das Arbeitsmarktservice vor wenigen Tagen von einer nur 30-prozentigen Erwerbsquote berichtete. So oder so haben die Ukrainer auf dem hiesigen Arbeitsmarkt aber einen Turbo gezündet. Denn die Beschwerden, wonach ihre Qualifikationen in Österreich nur schleppend begutachtet und teilweise nur widerwillig akzeptiert werden, gehen weit über die Gruppe der Betroffenen hinaus.
Auch Wolfgang Mazal würde sich hier „mehr Flexibilität“ von jenen wünschen, die über die Ausbildung der neuen Kräfte zu entscheiden haben – vor allem in jenen Branchen, die seit Jahren am Mangel an Fachkräften leiden (zum Beispiel im Gesundheits- oder Bildungsbereich).
Kritisiert wird von den Befragten übrigens auch ihre Bezahlung in Österreich, was nachvollziehbar erscheint, wenn man bedenkt, dass eine gut ausgebildete Buchhalterin heute als Reinigungskraft ihr Auslangen für sich und ihre Kinder finden muss.
Bei den Rückkehrplänen der vor dem Krieg Geflüchteten spiegelt sich – angesichts der nicht enden wollenden russischen Angriffe auf ihr Land nicht weiter überraschend – kollektive Ernüchterung wieder. Im Mai 2022 wollten immerhin noch 28,8 Prozent der Frauen „auf jeden Fall“ zurück. Der Optimismus war groß, dass der Albtraum nach Ende der Sommerferien vorbei sein würde. Aktuell sind es gerade einmal 2,8 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten will nie wieder in ihrer ersten Heimat leben.
Umso erfreulicher ist es, dass die persönliche Bilanz der Ukraine-Flüchtlinge positiv ist. Barbara Stewart vom Integrationsfonds zitiert aus der Studie, dass sich mehr als 90 Prozent der Befragten in Österreich willkommen geheißen fühlen. Speziell die Betreuung ihrer Kinder ringt ihnen viel Respekt ab.
Ihre Lebenszufriedenheit in Österreich geht einher mit der relativ hohen Erwerbsquote und den verbesserten Sprachkenntnissen, betont Studienautorin Sonja Dörfler-Bolt. Sie ist dennoch außergewöhnlich, fürchten sich doch die Befragten jeden Morgen, wenn sie ihr Mobiltelefon zur Hand nehmen, um Nachrichten aus der Ukraine zu lesen.
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