Platz oder kein Platz?
Diese gibt die durchschnittliche Auslastung der rund 5.800 Garagenplätze in den 23 City-Garagen mit 66 Prozent an. Trefelik glaubt das nicht. Die meisten seien bereits mit Dauerparkern voll, glaubt er, und legt zur Untermauerung Fotos von langen Schlangen vor Einfahrten vor, bei der Oper genauso wie am Neuen Markt.
Daher müsse die Reihenfolge lauten: „Erst eine valide Datenbasis, dann ein Garagenleitsystem, dann die Umsetzung der Verkehrsberuhigung.“ Wobei der Aufbau eines solchen digitalen, dynamischen Leitsystems in der Machbarkeitsstudie explizit empfohlen und vorgesehen ist.
Bestätigt sieht sich Trefelik durch den vor einem Jahr vorgelegten „Masterplan Innere Stadt“ der Wiener Wirtschaftskammer (WKW). „Das Garagenangebot im 1. Bezirk war bisher nicht darauf ausgelegt, dass langfristig an der Oberfläche keine Ortsfremden mehr parken können. Die Anzahl der Garagen wird daher zu steigern sein“, heißt es dort.
Zudem, und hier hört man dann doch gröbere Zweifel an der Verkehrsberuhigung an sich durch, wollten viele Kundinnen und Kunden nun einmal mit dem Auto kommen, egal ob aus einem anderen Bezirk oder aus dem Umland. „Eine Lebenseinstellung“ sei das, sagt Trefelik.
Klar ist: Wer in Geschäften wie Popp & Kretschmer einkauft, zählt eher nicht zu den Ärmeren der Gesellschaft. Oder in Trefeliks Worten: „Individuelle Mobilität ist noch immer mit Kaufkraft verbunden.“ Das habe auch die Mariahilfer Straße gezeigt, wo diese nach der Verkehrsberuhigung gesunken sei. Das Publikum habe sich verjüngt, die Straße sich verbilligt. „Wir können aber nicht billiger werden“, sagt Trefelik, „deswegen sind hier alle so sensibel“.
Kaum Verbündete
Politisch stehen Trefelik und seine Mitstreiter wie Andreas Rath von der Glasmanufaktur Lobmeyr oder Pia Huber-Pock vom Schreibwarengeschäft Huber & Lerner freilich relativ alleine, nur die FPÖ ist gegen die Verkehrsberuhigung. Zwar ist Trefelik auch Handels-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Österreich, die hält jedoch die Füße still.
Die WKW, wo Trefelik früher zugange war, steht mit Präsident Walter Ruck hingegen wie auch die City-ÖVP mit Bezirksvorsteher Markus Figl felsenfest hinter dem Projekt. „Verkehrsberuhigung im innerstädtischen Bereich bringt allen Beteiligten etwas. Das zeigen auch Erfahrungen mit den bisher eingerichteten Begegnungszonen“, sagte Ruck erst kürzlich wieder. Eine Untersuchung von fünf abgeschlossenen Projekten im 1. Bezirk durch die WKW ergab ein deutliches Plus an Wertschöpfung und Jobs.
„Ich verwehre mich dagegen, den 1. Bezirk als Versuchsgebiet zu verwenden“, sagt Trefelik trotzdem. Besonders nach der Pandemie sei der Spielraum aber nicht mehr groß. „Wenn unsere Umsätze noch einmal um 20 Prozent zurückgehen, sind wir tot.“
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