"Traumtänzer" Petzner dreht Richterin bei Verurteilung den Rücken zu

"Traumtänzer" Petzner dreht Richterin bei Verurteilung den Rücken zu
Ex-BZÖ-Politiker wurde zu sechs Monaten bedingt wegen Sozialbetrugs verurteilt - und wütete danach: "Sie reden Blödsinn!"

Stefan Petzner sitzt vor Saal 303 des Landesgerichts für Strafsachen Wien und lächelt gequält. "Geh du voran", sagt er zu seinem Anwalt Meinhard Novak, als seine Verhandlung wegen Betrugs aufgerufen wird.

Der ehemalige BZÖ-Politiker und Dancing Star hat erneut Ärger mit der Justiz. Diesmal soll er AMS-Bezüge bekommen haben, obwohl er zu dem Zeitpunkt Geld verdient hat. Der Staatsanwalt beziffert die Summe mit mehr als 9.000 Euro.

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"Er ist ein Traumtänzer", sagt sein Anwalt Nowak in Anlehnung an ein Lied von Udo Jürgens. "Die wirkliche Welt mit Zahlen ist nicht sein zu Hause."

Aktuell betreibt Petzner eine PR- und Politikberatungsagentur. Er sei nicht pleite, betont Petzner. "Es gibt eine 25-Prozent-Quote."

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"Für die Justiz getanzt"

Doch die finanziellen Probleme begannen schon 2019. Damals war Petzner in der ORF-Sendung Dancing Stars. "Ich bin relativ weit gekommen, obwohl ich nicht tanzen kann", erzählt er. Außerdem betrieb er noch seine Firma, stellte Rechnungen. Und trotzdem stellte er beim AMS einen Antrag auf Arbeitslosengeld. "Ich bekenne mich einsichtig, aber nicht schuldig", erklärt der Angeklagte.

"Ich habe mein Unternehmen ruhend gestellt. Ich habe auch gesundheitliche Probleme bekommen", schildert der Angeklagte. Seine Teilnahme an der ORF-Show habe er bekannt gegeben, sagt Petzner. "Aber das Geld habe ich gebraucht für Anwälte, Gericht und Gutachter im Bröschüren-Prozess. In Wahrheit habe ich für den Staat und die Justiz getanzt."

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Den Gang zum AMS habe er bis zuletzt aufgeschoben. "Ich habe immer gesagt, ich werde nicht zum Staat gehen. Es war mir peinlich. Es hat allein 15 Minuten gedauert, bis ich bei der Tür reingegangen bin. Das war eine persönliche Niederlage für mich."

"Dümmster Betrüger?"

Dem AMS habe er sogar einen Einkommenssteuerbescheid geschickt. "Also entweder er ist der dümmste Betrüger, oder ..." nimmt das Anwalt Novak zum Anlass.

Als schließlich das AMS das Geld zurückwollte, sei bereits das Insolvenzverfahren gelaufen. Sein Anwalt habe ihm gesagt, er dürfe nicht zahlen - sonst sei das Gläubigerbevorzugung. "Das war wie eine Mausefalle, an der links und rechts kein Weg vorbeigeht", versucht Petzner zu beschreiben.

Mehrfach verliert sich Petzner in seinen Ausführungen. "Stefan, aus!", ermahnt ihn selbst sein Anwalt.

Ein Vertreter des AMS erklärte im Zeugenstand, Petzner sei 2019 als pflichtversicherter Selbstständiger gemeldet gewesen. Man habe ein Rückforderungsverfahren hinsichtlich der gegenständlichen Sozialleistungen eingeleitet, weil Petzner im in Frage kommenden Zeitraum Einkünfte jenseits der Geringfügigkeitsgrenze bezogen habe. Petzner hatte laut seinem Einkommenssteuer-Bescheid aus seiner beruflichen Tätigkeit Honorare in Höhe von rund 30.000 Euro erhalten, während er seine AMS-Anträge stellte.

Petzner wird wegen schweren Betruges zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Petzner legte dagegen „volle Berufung“ ein, wie er nach der Urteilsbegründung feststellte. Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.

Reaktion wie ein trotziges Kind

Auf seine Verurteilung reagierte der 42-Jährige äußerst ungewöhnlich und erinnerte dabei an ein trotziges Kind. Petzner erhob sich vom Anklagestuhl und setzte sich mit dem Rücken zur Richterin und gespreizten Beinen wieder hin, wobei er gegen die Lehne des Sessels wippte, während die Richterin ihr Urteil begründete. „Sie reden einen Blödsinn!“, warf Petzner plötzlich ein, worauf ihn Verteidiger Meinhard Novak ermahnte. „Des is ma wurscht, die redet an Blödsinn“, beharrte Petzner.

Nach der Verhandlung auf sein Verhalten im Gerichtssaal angesprochen, erklärte der 42-Jährige Vertreterinnen und Vertretern der Medien: „Ich bin ein emotionaler Mensch. Ich bin nicht so ein eiskalter Mensch wie der Grasser (gemeint: Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Anm.).“ Mit ihm seien die Emotionen durchgegangen, „wenn man eine Kamikaze-Richterin vor sich hat.“ Auf die Frage eines Journalisten, wie es nun weitergehe, erwiderte Petzner, er hoffe im Rechtsmittelverfahren auf einen Freispruch.

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