Tod auf dem Bike: Experten für Zusatzausbildung ab 39

Tod auf dem Bike: Experten für Zusatzausbildung ab 39
Gefährliche Strecken sollen nur noch mit Spezialausbildung befahren werden dürfen. Ein erfahrener Biker könnte als Begleiter dienen.

Sechs Biker verloren am Pfingstwochenende ihr Leben. Ein siebter erlag am Dienstag im Spital seinen schweren Verletzungen. Verkehrsministerin Bures zeigte sich bestürzt und ließ noch am Dienstag eine Expertenkommission zusammenstellen. „Wir werden im Laufe dieser Woche alle Unfälle analysieren und die Ursachen untersuchen. Dann können wir entsprechende Maßnahmen diskutieren“, heißt es aus dem Ministerium.

Während auf höchster Ebene noch diskutiert wird, hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (kfv) schon einen Maßnahmenkatalog entwickelt, der bei Motorradfans umstritten sein dürfte.

„Vor einigen Jahren waren die meisten Opfer noch die jungen Wilden. Heute aber zahlen die über 40-Jährigen den hohen Blutzoll“, erklärt Othmar Thann vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Das Unfallrisiko für die „Spätberufenen“ ist 23 Mal höher als bei jungen Lenkern.“ Das große Problem sind laut dem Experten jene Biker, die den A-Führerschein erst im höheren Alter machen.

„Diese Fahrer glauben, dass Autofahren und Motorradfahren das selbe ist. Aber diese falsche Einstellung führt dazu, dass die typischen Motorrad-Gefahren unterschätzt werden“, sagt Thann. Eine hohe Routine beim Autofahren würden einen Biker schnell zu einem unvorsichtigen Biker machen.

„Alte Hasen“ als Begleiter

Deshalb sollten die Späteinsteiger eine strengere Ausbildung absolvieren. Konkret schlug das Kuratorium dem Ministerium ein „Buddy“-System vor. Bestimmte, gefährliche Strecken sollen für Späteinsteiger nur noch in Begleitung eines erfahrenen Bikers befahren werden dürfen. „Das ist ähnlich wie bei einer Tauchausbildung. Auch dort muss der Schüler erst eine gewisse Anzahl an Tauchgängen absolvieren, bis er alleine abtauchen kann“, so der Experte. Geht es nach dem kfv, wären beliebte Strecken – wie die „Kalte Kuchl“ in Niederösterreich – also nur noch mit einer Zusatzausbildung befahrbar. Welche Routen auf der schwarzen Liste stünden, obliegt dem Ministerium.

Tod auf dem Bike: Experten für Zusatzausbildung ab 39
kfv Othmar Thann
Klar ist, kommt so ein System, wird das für Biker teurer. Die „Buddys“ würden die Ausbildung schließlich nicht umsonst anbieten. argumentiert man im Kuratorium.

„Die meisten Biker machen den A-Schein später, weil sie dann erst finanziell in der Lage sind, sich dieses relativ teure Hobby zu leisten. Um die Sicherheit zu gewährleisten, sollte es auch in ihrem eigenen Interesse sein, etwas mehr in die Ausbildung zu investieren“, argumentiert Thann.

„Für Späteinsteiger reicht es nicht, die Verkehrsschilder zu kennen, um ein guter und sicherer Motorradlenker zu sein“, heißt es im Kuratorium. Denn trotz Maßnahmen, wie Fahrsicherheitstrainings, sind die Unfallzahlen bei den älteren Bikern hoch.

Erschreckende Unfallbilanz

Aber nicht nur die Motorradfahrer leben gefährlich. Von Jänner bis Juni sind im Vergleich zum Vorjahr die Unfallzahlen explodiert. Es gab um 43 Prozent mehr Unfälle und um 40 Prozent mehr Verletzte. Alleine das Pfingstwochenende forderte in nur vier Tagen elf Menschenleben. Bisher gab es damit 2014 bereits mehr als 200 Verkehrstote. Nicht in der Statistik inkludiert ist ein Autounfall mit vier Toten, den das Innenministerium als Alpinunfall wertet. Vier Pensionisten waren auf einer Bergstraße in den Tod gestürzt.

Nun ist das Verkehrsministerium gefordert. Die Expertenkommission soll Maßnahmen ausarbeiten. Seitens des kfv wurde der Ministerin schon eine Arbeitsgruppe offeriert.

Elf Menschen sind nach Angaben des Innenministeriums am Pfingstwochenende (6. bis 9. Juni 2014) bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, fast dreimal so viele wie vor einem Jahr, als am langen Feiertags-Wochenende vier Verkehrsteilnehmer starben. 2012 wurden zu Pfingsten sechs und 2011 neun Menschen tödlich verletzt. Heuer starben sieben Motorradlenker, zwei Pkw-, ein Moped- und ein Radfahrer.

Insgesamt ereigneten sich 569 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, um 171 (plus 43 Prozent) mehr als im Vorjahr (398 Unfälle). 464 Menschen wurden dabei verletzt, um 187 oder 40 Prozent mehr als zu Pfingsten 2013 (464 Verletzte).

Zunahmen bei Temposündern und Alkolenkern

Die Anzahl der abgestraften Temposünder hat stark zugenommen: Die Polizei ahndete von Freitag bis Pfingstmontag 58.190 Geschwindigkeitsüberschreitungen, laut Innenministerium ein Anstieg um 25 Prozent. 528 Lenker wurden wegen Alkoholisierung angezeigt, in 241 Fällen ist der Führerschein vorläufig weg. Bei den Alkolenkern betrage die Zunahme neun Prozent, bei den vorläufigen Führerscheinabnahmen zwei Prozent (2013: 46.591 Geschwindigkeitsdelikte, 483 Alkoholanzeigen und 237 Führerscheinabnahmen).

Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich in der Steiermark mit vier, jeweils drei in Niederösterreich und Oberösterreich sowie einer in Kärnten. Sechs tödlichen Unglücke ereigneten sich auf Bundesstraßen, drei auf Landes- und zwei auf Gemeindestraßen, sieben waren Alleinunfälle.

In der gesamten Pfingstwoche verzeichnete das Innenministerium 18 Verkehrstote. Seit Jahresbeginn bis vergangenen Montag starben damit nach vorläufigen Zahlen 204 Menschen auf Österreichs Straßen. Im Vergleichszeitraum 2013 waren es 166, im Jahr davor 193 Verkehrstote. Pfingsten 2013 verzeichnete mit vier Toten die absolut niedrigste Opferzahl seit Einführung der Statistik im Innenministerium, die diese seit 1967 führt. In den schlimmsten Jahren wurden 45 Tote (1979) bzw. 44 Tote (1984) am Pfingstwochenende gezählt.

Nicht in der Verkehrsunfallstatistik enthalten sind vier getöteten Pkw-Insassen, Mitglieder des Alpenvereins, die am Samstag bei einem Autoabsturz am Prochenberg in den Ybbstaler Alpen (Bezirk Amstetten) in Niederösterreich ums Leben kamen. Sie waren berechtigt, die Forststraße zu benützen, für den öffentlichen Verkehr besteht jedoch ein Fahrverbot, weshalb das Unglück als Alpinunfall gewertet wird.

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