Tirol-Wahl: FPÖ mit breiter Brust nach rechts
Markus Abwerzger kommt leicht verspätet, aber marschiert, wie schon seit Wochen, mit breiter Brust und ebenso breitem Grinsen auf. Vor einem Einkaufszentrum in Imst verteilt der FPÖ-Chef Wahlgeschenke und streichelt Hunde von Sympathisanten.
Der 46-Jährige hat leicht lachen. Die Freiheitlichen dürfen bei den Landtagswahlen mit einem Plus rechnen. Das legen zumindest Umfragen nahe, die Abwerzger sogar dazu beflügelt haben, den Landeshauptmann-Anspruch zu stellen.
„Die Stimmung ist unglaublich positiv“, sagt er und hofft, dass sich das auch am Wahltag in Stimmgewinnen zeigt. Denn dann „müssten wir die 20 Prozent wirklich knacken.“ 2018 waren es 15,5 Prozent. Dann kam der Ibiza-Skandal. Es scheint, dass Abwerzger selbst noch nicht ganz glauben kann, dass die FPÖ nun wieder im Aufwind ist und sich in Tirol mit der SPÖ um Platz zwei matcht.
Auf der FPÖ-Klaviatur
Der gebürtige Vorarlberger galt in den vergangenen Jahren stets als moderat im Ton, umso härter wirkt die Gangart im nun laufenden Wahlkampf, den er mit klassischen FPÖ-Themen bespielt – etwa mit Plakat-Slogans wie „Abflug statt Asylbetrug“.
Dass er im Vergleich zu den Landtagswahlen 2018 brachialer auftritt, stellt Abwerzger gar nicht in Abrede: „Wir waren damals ein bisschen mit Handbremse unterwegs.“ Im Bund war die FPÖ zu jener Zeit mit der ÖVP in einer Koalition und machte sich auch Hoffnungen auf Schwarz-Blau im Westen.
VP-Landeshauptmann Günther Platter stellte die FPÖ jedoch kalt und setzte die Regierung mit den Grünen fort. Umso härter wird die ÖVP nun attackiert. Die Angriffe richten sich dabei nicht nur gegen den neuen Chef und Spitzenkandidaten der Volkspartei, Anton Mattle, sondern auch gegen dessen Vorgänger Platter.
Der habe „eines der größten Verbrechen nach Ende des Zweiten Weltkrieges“ verkündet – den Lockdown für Ungeimpfte sowie die Impfpflicht, so Abwerzger zuletzt bei einer Kundgebung. Er versucht, den Pandemie-Frust in Teilen der Bevölkerung zu nutzen. „Eure Corona-Politik hat mir sehr gut gefallen“, bekommt Abwerzger denn auch in Imst zu hören.
Nicht geheuer
Dort ist auch Gudrun Kofler als Spitzenkandidatin des Bezirks am Zettel verteilen. Sie sah sich kürzlich, wie berichtet, wegen ihrer Social-Media-Postings mit Rassismusvorwürfen konfrontiert.
Es ist vor allem das Team von Abwerzger, dass allen anderen Parteien nicht geheuer ist. Niemand will aktuell mit der FPÖ koalieren. Der Rechtsruck Abwerzgers könnte sich deshalb vielleicht in Stimmen bezahlt machen, aber letztlich wieder in die Opposition führen.
Kommentare