Tirol-Wahl: Die Protestpartei, die gekommen ist, um zu bleiben

Tirol-Wahl: Die Protestpartei, die gekommen ist, um zu bleiben
Die Liste Fritz hält sich nun schon 14 Jahre im Landtag, auch österreichweit betrachtet ein Phänomen

Die Umfragen schauen ganz gut aus. Der Zuspruch im direkten Kontakt mit den Wählern sei auch groß, heißt es bei der Liste Fritz. „Für uns könnte es das zweitbeste Wahlergebnis werden“, meinte Parteichefin Andrea Haselwanter-Schneider am Donnerstag bei der Präsentation ihrer Landesliste.

Das beste Ergebnis ihrer Geschichte ist für die Partei außer Reichweite. 2008 zog die vom schwarzen AK-Präsidenten Fritz Dinkhauser nach massiven Reibereien mit seiner Volkspartei gegründete und nach ihm benannte Liste auf Anhieb mit sensationellen 18,35 Prozent in den Landtag ein.

Kein Burgfriede

Die VP tauschte Landeshauptmann Herwig van Staa, der ein Minus von fast zehn Prozent zu verantworten hatte, gegen Günther Platter aus. Der holte Dinkhauser aber nicht im Sinne einer schwarz-schwarzen Wiedervereinigung in eine Koalition, sondern ließ die sieben Abgeordneten der Liste Fritz auf der Oppositionsbank Platz nehmen.

Tirol-Wahl: Die Protestpartei, die gekommen ist, um zu bleiben

Parteigründer Fritz Dinkhauser

Dort sitzt die 2013 auf zwei Mandate zusammengeschrumpfte Liste Fritz – längst ohne ihren Parteigründer – bis heute. Und das ist mindestens so sensationell wie der erstmalige Einzug vor mittlerweile vierzehn Jahren. Dass Protestparteien Landtage entern, gibt es mitunter – zuletzt etwa die MFG in Oberösterreich. Die Halbwertszeit hält sich in der Regel aber in Grenzen.

„Wir sind von keiner Bundespartei in Wien abhängig“, sagt Klubobmann Markus Sint, der von Anfang an an Bord ist – zunächst als Sprecher und Mastermind, seit 2018 im Duo mit seiner Parteichefin auch im Landtag. Der Ex-Journalist hat ein Gespür für potenzielle Skandale und formuliert schlagzeilentauglich.

Tirol-Wahl: Die Protestpartei, die gekommen ist, um zu bleiben

Spitzenduo Andrea Haselwanter-Schneider und Markus Sint

Stets im Fokus ist dabei die seit 1945 ununterbrochen den Landeshauptmann stellende Volkspartei. Die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Im Landtag schenkt man sich nichts. „Wir stehen für Kontrolle“, sagt Haselwanter-Schneider.

Diese Einschätzung teilen auch Mitbewerber und Polit-Beobachter. Für die Volkspartei betreibt die Liste Fritz hingegen Populismus. Dass sich beide Parteien in einer Koalition wiederfinden, ist praktisch ausgeschlossen. Und selbst wenn die VP am 25. September massiv abstürzt, dürfte sie wohl weiter auf Platz eins bleiben und Teil der nächsten Regierung sein – auch wenn Haselwanter-Schneider sagt: „Alles ist möglich.“

Themenfeld

Thematisch klingt bei der Liste Fritz das Erbe des Arbeitnehmervertreters Dinkhauser nach. Die Partei bespielt soziale Fragen, wie den Pflegenotstand oder aktuell die Teuerung. Und dann steht da stets ein Thema auf der Agenda, das in Tirol längst auch den klassischen Mittelstand betrifft: „Wir wollen den Ausverkauf der Heimat stoppen“, sagt Sint mit Hinblick auf die durch Spekulation horrend gestiegenen Bodenpreise.

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