Tirol schafft den Spagat beim Rad
Schon lange bevor Mountainbiken zum Tourismus-Boom wurde, nahm sich das Land Tirol des Themas an. Verantwortlich war vor 20 Jahren der damalige Landeshauptmann Wendelin Weingartner. Er soll sinngemäß zu seinen Mitarbeitern gesagt haben: „Aus dem Radfahren wird was. Wir können es uns nicht leisten, dass wir das verschlafen. Lasst’s euch was einfallen“, erzählt Dieter Stöhr, stellvertretender Landesforstdirektor.
Daraufhin entwickelten die Beamten das Mountainbike-Modell Tirol, das 2014 grundlegend überarbeitet wurde. Ziel ist, dass möglichst viele Wege und Forststraßen für die Biker geöffnet werden. „Wir haben inzwischen ein Netz von 6.000 Kilometern“, sagt Stöhr. Per Vertrag wird mit den Grundeigentümern geregelt, dass sie ihre Wege freigeben.
Haftung übernommen
Dabei wird vereinbart, dass die Haftungsrisiken von Vertragspartnern übernommen werden, in der Regel sind das Tourismusverbände oder Gemeinden. Dazu gibt es ein sehr umfangreiches Versicherungspaket, „um die Ängste der Grundeigentümer zu reduzieren“, wie Stöhr sagt.
Die Routen sind in Schwierigkeitsgraden kategorisiert. „Wenn ich eine schwarze Route mit Kindern runterfahre, die nicht radfahren können, bin ich selber schuld“, erklärt der Beamte.
Das Modell kommt auch bei den Mountainbikern gut an. „In Tirol funktioniert es wesentlich besser. Die Bauern sind dort in den Tourismus eingebunden“, sagt David Schäffler von der Biker-Organisation Upmove.
Für die Grundeigentümer zahlt sich das Modell finanziell aus, auch wenn keine Reichtümer zu verdienen sind. Pro Laufmeter anerkannter Mountainbike-Route gibt es vom Land eine Förderung von 12 Cent pro Jahr. Triebfeder des Landes ist der boomenden Bike-Tourismus, das Modell kommt aber auch den Einheimischen zugute. „Die Tiroler sind sehr sportlich und wollen auch legal unterwegs sein“, sagt Stöhr. M. Nagl
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