Es war die bewusste Abgrenzung vom Image der großen Koalition, das im Bund vom Hackelwerfen und in Tirol – bis 2013 am Ruder – vom Vorwurf des Stillstands geprägt war. Mattle und Dornauer stellen ihre Zusammenarbeit unter das Motto der „Stabilität“ und der „Erneuerung“.
Personell ist das Signal der Erneuerung für die SPÖ nach fast zehn Jahren Regierungspause leicht zu erfüllen. Es fehlt den ziemlich jungen Protagonisten von heute gleichzeitig aber an Regierungserfahrung im Land.
Das zeigt sich etwa daran, dass bei Personalspekulationen immer wieder der Name Gabi Schiessling fällt. Die ausgewiesene Gesundheitsexpertin (60) saß von 1999 bis 2016 im Tiroler Landtag – also auch in vielen Jahren der ehemaligen schwarz-roten Koalition.
Innerhalb der ÖVP wurde stets die Innsbrucker Bildungsstadträtin Elisabeth Mayr (39) als Fixstarter für ein SPÖ-Regierungsamt gehandelt. Die will aber „in der Stadt weitermachen“, wie sie noch kurz vor der Landtagswahl versichert hat.
Der Tiroler ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth (35) ist ebenfalls eine heiße Personalreserve der SPÖ, müsste als Landesrat aber wohl seinen Gewerkschaftsspitzenposten aufgeben. Das erscheint unwahrscheinlich.
Sowohl innerhalb der SPÖ wie auch in der ÖVP wird aus Verhandlerkreisen versichert, dass „derzeit null über Ressortzuteilungen gesprochen wird“, wie einer der Involvierten sagt. Insbesondere VP-Chef Mattle dürfte versuchen, diese Entscheidungen so weit wie möglich nach hinten hinauszuziehen. Je früher er Klarheit schafft, umso größer ist die Gefahr, dass von Unzufriedenen befeuerte Grabenkämpfe die Verhandlungen torpedieren.
Mattle hat zudem das Problem, dass sehr viele in seiner Partei etwas werden wollen. Und dass – Stichwort Frauenquote – fast alle Männer sind. Touristiker Mario Gerber (41) sitzt in der VP-Steuerungsgruppe mit Mattle und möchte neben diesem auf der Regierungsbank als Landesrat für Tourismus Platz nehmen. Wird dieser Wunsch erfüllt, kann Cornelia Hagele (47) – eine der wenigen VP-Frauen mit Karriereambitionen – wohl nicht zum Zug kommen. Die Vizebürgermeisterin von Telfs ist wie Gerber im Wirtschaftsbund.
Die Ambitionen von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser, der eigentlich Landeshauptmann werden wollte, sind unklar. Kammer und Regierungsamt sind aber unvereinbar.
Der künftige AAB-Chef Dominik Mainusch würde auch gerne zum Zug kommen. Noch ein Mann. So wie die aus Platter-Zeiten verbliebenen Landesräte Josef Geisler (Bauernbundchef, 60) und Johannes Tratter (59), die weitermachen wollen.
Ganz ohne erfahrene Kräfte wird es für Mattle wohl nicht gehen. Er sitzt selbst erst seit 2021 in der Regierung. Und dann müssen ÖVP wie SPÖ noch die Frauenquote in der neuen Regierung im Auge haben. Die lag unter Schwarz-Grün bei 50 Prozent. Darunter zu bleiben, wäre alles andere als ein Zukunftssignal.
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