Teure Gans: Wiener Wirte in Sorge wegen satter Preissteigerung
Angsterfüllt blickt Roland Soyka vom Stuwer Beisl in den Winter, wie er selbst sagt: „Die Teuerung hat auf der Karte bereits stattgefunden, hohe Energiekosten kann ich aber unmöglich eins zu eins an den Gast weitergeben. Wir können nicht noch teurer werden.“ Mit Corona sei die aktuelle Situation nicht vergleichbar.
Kalte Speisen statt Sonntagsbraten
„Man muss die beiden Krisen ganz klar trennen. Durch die Pandemie ist man mit innovativen Ideen durchgekommen.“ Das ginge beim Energiesparen nicht, das Einsparpotenzial sei ausgeschöpft.
Im Stuwer hat Soyka bereits warme Vorspeisen durch kalte ersetzt, auch der Sonntagsbraten wurde gestrichen. Beim Gansl wird es einen Preissprung von 22,90 auf 29,50 Euro geben.
Anstieg von Insolvenzen
Für den Wirt braucht es an diesem Punkt Hilfe der Bundesregierung. „Die Senkung der Mehrwertsteuer wie zu Corona wäre schnell umsetzbar“, so sein Vorschlag.
Beim Kreditschutzverband sieht man auf KURIER-Anfrage durch die Teuerung noch keine Insolvenzwelle anrollen, aber: „Mit Auslaufen der Corona-Förderungen steigen auch die Insolvenzen wieder stetig an. Man nähert sich dem Vorkrisenniveau von 2019“, schildert Jürgen Gebauer.
Bis Ende September mussten 153 Gastronomiebetriebe Insolvenz anmelden. Wie sich die Zahlen durch die Teuerung entwickeln, lasse sich aber noch nicht abschätzen.
Wirtshaus-Initiative gestartet
Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) will mit einer neuen Kampagne das Gansl- und Weihnachtsgeschäft ankurbeln. Die gestern präsentierte Kampagne „Mei Wirt is‘ wert“ soll dafür sorgen, dass die Menschen ihr Geld trotz Teuerung auch tatsächlich dafür ausgeben wollen.
Investiert werden knapp 100.000 Euro, Werbepartner und WKW teilen sich die Kosten.
Geworben wird mit mehreren Slogans, darunter: „Der Ort, wo das Bier Maß aller Dinge ist„ oder „Der Ort, wo der Rice immer nice ist.“ Die tiefere Botschaft: Die Branche ist an 365 Tagen im Jahr für ihre Gäste im Einsatz. Damit übernimmt man auch eine wichtige Funktion im gesellschaftlichen Leben, es geht um mehr als eine reine Dienstleistung.
„Jetzt ist es an der Zeit, dass sich die Wirte auch auf ihre Gäste verlassen und auf ihre Unterstützung zählen können“, appelliert Obmann Peter Dobcak.
Handlungsbedarf besteht laut ihm auch seit4ens der Bundesregierung. „In der Pandemie gab es Milliardenhilfen für Tourismus und Gastronomie. Wenn man uns jetzt fallen lässt, wäre das die größte Fehlinvestition gewesen, die ich je erlebt habe.“
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