Telefonisches "Escortservice": Hilfe für ängstliche Grazer

Allein in dunklen Gassen - ein Anruf kann helfen
Anruf genügt: Wer sich auf dem nächtlichen Heimweg unwohl fühlt, kann mit der Ordnungswache tratschen.

Als FPÖ-Gemeinderätin Claudia Schönbacher erstmals laut darüber nachdachte, "haben wir gesagt, das ist eigentlich gar keine so schlechte Idee", erinnert sich Wolfgang Hübel, Sicherheitsmanager im Grazer Magistrat. "Das sag’ ich auch als Vater zweier Töchter, die früher auch immer angerufen haben, wenn sie in der Nacht allein unterwegs waren."

Allein und Nacht: Das sind die Schlüsselworte hinter dem "Heimweg-Telefon", das heute, Freitag, in Betrieb geht. Mitarbeiter der Ordnungswache nehmen zwischen 23 und 3 Uhr Früh Anrufe von Personen entgegen, die allein im nächtlichen Graz unterwegs sind, aber sich dabei ängstigen. "Das kennt man ja, dass Taxifahrer nach Heimfahrten von Kunden oft gebeten werden, bleiben Sie bitte noch ein bisserl stehen, bis ich durch die Siedlung bin", erklärt Hübel. "Jetzt kann man einfach bei uns anrufen."

Fürs Erste sind drei Mitarbeiter im Einsatz, das Projekt ist zunächst auf Freitage und Samstage beziehungsweise die Abende vor Feiertagen beschränkt. "Wir wissen nicht, wie es ankommen wird. Es gibt ja in Österreich keine Erfahrungswerte." Ähnliche Telefon-Begleiter gibt es in deutschen und schwedischen Städten, für Österreich spielt Graz den Vorreiter.

Geschulte Zuhörer

Angerufen wird klassisch über das Telefonnetz oder über eine eigens dafür entwickelte App. Das Telefonat selbst ist kostenlos, die Anrufer haben bloß die für die Mobiltelefone üblichen Verbindungskosten zu tragen. "Dann meldet sich eine freundliche Stimme", beschreibt Hübel. "Der kann man sagen, wo man ist, muss es aber nicht. Und dann bleibt die Stimme so lange dran, bis der Anrufer sagt, danke, ich bin jetzt angekommen, alles gut." Die Zuhörer haben jedoch auch geschulte Ohren: Sollte es Hinweise auf Schwierigkeiten auf dem Weg geben, wird sofort die Polizei alarmiert.

"Ich halte das für eine sinnvolle Idee", begründet der zuständige Stadtrat Mario Eustacchio, FPÖ, das Engagement. "Graz nimmt Sicherheitsfragen ja sehr ernst."

Objektiv sei Graz ein "sicheres Pflaster", versichert Wolfgang Hübel. Beim "Heimweg-Telefon" ginge es aber mehr ums subjektive Sicherheitsgefühl des Einzelnen. "Es gibt halt immer wieder Situationen, in denen man allein Angst hat." Die Umsetzung des Projekts hat übrigens 7000 Euro gekostet.

INFORMATION

"Heimweg-Telefon" 0316 / 872 - 2277. Die App ist für IOS und Android verfügbar.

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