Tarek Leitner zu Gärten: „Schön ist ein vermeintliches Nichts“
ZiB-Anchorman Tarek Leitner beschäftigt sich schon seit Jahren mit Bausünden und Verschandelung der Landschaft. Er hat etwa das Buch „Wo leben wir denn?“ geschrieben.
KURIER: Was macht für Sie einen schönen Garten aus?
Tarek Leitner: In der politischen Debatte des Flüchtlingskrisenjahres 2015, in der es auch darum gegangen ist, einen Zaun rund um Österreich zu bauen, ist manchmal ins Treffen geführt worden: Das mache ja jeder Hausbesitzer rund um seinen Garten. Ganz unabhängig von der politischen Debatte, hielt ich das schon gartengestalterisch für die falsche Prämisse. Ein Garten ist doch dazu da, das Haus in die Landschaft rundherum einzubetten – nicht, es davon abzutrennen. Schön ist, wenn der Garten ein vermeintliches Nichts zwischen den Häusern ist. Aber ein Stück weit „Nichts“ zuzulassen, davor haben wir den sprichwörtlichen Horror Vacui (Scheu vor der Leere).
Wie geht es Ihnen, wenn Sie einen Thujenzaun sehen?
Ich stelle mir die Frage, warum sich die exhibitionistische Facebook-Gesellschaft, die alles transparent machen will, im Garten versteckt.
Was halten Sie von „Garten-des-Grauens“-Verboten, wie sie in Deutschland öfter diskutiert werden?
Solche Gärten des Grauens, dazu gibt es ein empfehlenswertes gleichnamiges Buch (von Ulf Soltau, Eichborn Verlag – siehe oben), spiegeln doch nur die Verfasstheit der Bewohner wider. Das Seelenleben eines Menschen und dessen Ausdruck in der Gestaltung seiner unmittelbaren Lebensumgebung zu verbieten, scheint mir nicht sinnvoll. Jedes Bildungsangebot, das mit sich bringt, sich mit der Welt und sich selbst zu befassen, ist besser.
Was würden Sie selbst niemals in einen Garten stellen?
Ein Auto.
Kommentare