Syrienstämmiger Wiener wieder daheim

Insider bezweifeln Geiselnahme von Anton Sander in umkämpftem Stadtgebiet.

Monatelang war der aus Syrien stammende Wiener Anton Sander verschollen. Nun ist er wieder wohlbehalten zurück in Österreich.

Im vergangenen August war er in seine alte Heimat gereist, um im Gebiet um Homs Geschäfte zu machen. Allerdings soll er laut eigenen Angaben von bewaffneten Rebellen gefangen gehalten worden sein. Daraufhin wandte sich seine Familie an die österreichische Botschaft in Damaskus und bat um Hilfe. Sonntagvormittag kehrte Sander nach Wien zurück und will sich nun im Kreise seiner Familie von den Strapazen der vergangenen Monate erholen.

Wie berichtet, war Sander im Stadtviertel al-Waar zwischen die Fronten geraten. Als die Rebellen im Oktober 2013 die Kontrolle über den Stadtteil übernahmen, hätten sie ihn als Geisel behalten, gab Sander bei einer Pressekonferenz in Syrien bekannt. Er soll nach eigenen Angaben in Gefangenschaft gewesen sein. Als seine Familie bei der Österreichischen Botschaft in Damaskus Alarm schlug, setzte das Außenministerium in Wien alle Hebel in Bewegung. Man habe mit der Regierung in Damaskus, aber auch mit Hilfsorganisationen vor Ort Kontakt aufgenommen, erklärt der Sprecher des Außenministeriums Martin Weiss. Regierungstruppen hätten ihn schließlich aus der Kampfzone gebracht, berichtete Sander. Ob seine Version stimmt, wolle man nicht beurteilen. "Das ist seine Sache", antwortet Weiss auf Nachfrage.

Fest steht: Die Lage in der umkämpfen Stadt Homs ist unübersichtlich. Wie die APA aus syrischen Kreisen in Österreich erfuhr, gebe es "seit Monaten eigentlich kein Reinkommen" in den betroffenen Bezirk, wo sich Sander aufhielt. Al-Waar sei seit acht Monaten von Truppen des syrischen Regimes umzingelt. Spätestens bei Verlassen des Bezirkes werde man entweder von den syrischen Truppen verhaftet, erschossen oder, wenn man Glück habe, könne man sich "irgendwie rausschmuggeln", heißt es.

Seltsam

Von aus Homs stammenden Syrern habe man gehört, dass in Al-Waar "nur noch Rebellen und Gauner" und "keine Zivilisten" mehr wohnten, so die APA. Der Fall von Anton Sander klinge "sehr seltsam" und ließe vermuten, dass es sich hierbei "um keine Entführung" handle.

Seine Rückkehr wurde in Zusammenarbeit der Botschaft mit Vertretern des österreichischen Verteidigungsministeriums ermöglicht. Sander sei über Beirut im Libanon nach Wien zurückgeflogen. Der Wiener sei von seinen Erlebnissen in Syrien sehr mitgenommen und brauche Ruhe, berichtete Außenamtssprecher Weiss.

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