Suche nach dem sicheren Reiseziel

100 Österreicher sterben jedes Jahr in den Ferien / Jeder 50. Urlauber hat ein gröberes Problem.

Für den Oberösterreicher Bernhard Kittel begann es mit einer netten Bootsausfahrt in Griechenland. Mit einem Freund fuhr er mit dessen privaten Motorboot aufs Meer. "Man konnte dort sehr gut schnorcheln", erzählt der Geschäftsführer von Happy Foto. "Was danach passierte, das sieht man sonst immer nur im TV. Wir kamen zurück in die Wohnung und dort schaute es aus, als ob gerade eine Bombe eingeschlagen hat. Es dauerte etwas, bis wir realisiert haben, dass eingebrochen worden ist." Die Polizei kam, Fingerabdrücke wurden von allen genommen. Bargeld, Computer, Handy, eine teure Uhr sowie Teile der Fotoausrüstung waren gestohlen.

Für die Europäische Reiseversicherung ist das ein Dutzendfall. Sie hat ausgewertet, was den Österreichern auf Reisen passiert. Rund 100 Menschen sterben jedes Jahr, die meisten an Herz-/Kreislaufproblemen. Bei jedem 50. Urlauber gibt es ein gröberes Problem – vom Unfall über abhanden gekommenes Reisegepäck bis zum Raub. Manche Urlauber tragen auch durch Fahrlässigkeit selbst dazu bei – wie jener Österreicher, dem in Buenos Aires die Uhr vom Arm gerissen wurde – er hatte eine 50.000 Euro teure Rolex getragen. In solchen Ländern ist es eigentlich ein absolutes No-Go, teuren Schmuck auffällig zu tragen.

"Informieren"

"Wenn man sich ein Land für den nächsten Urlaub aussucht, dann sollte man sich über die Sitten und Gebräuche informieren", rät Elisabeth Schmid. Sie sitzt beim privaten Anbieter Europ Assistance am Notruf und hört tagtäglich, was alles schiefgehen kann. "Indien zum Beispiel ist nicht immer nur so schön wie auf den Bildern. Es lauern auch Gefahren."

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"Es ist schon mutig, wie viele Frauen komplett alleine durch Asien fahren", sagt ihr Kollege Peter Fröstl. "In Kambodscha im Spital wundern sich dann manche, dass es nicht einmal Röntgen gibt." Dass die medizinische Versorgung nicht so gut wie daheim ist, realisieren die meisten Urlauber ohnehin erst, wenn es wirklich so weit ist. "Das muss aber nicht außerhalb von Europa sein, auch in Italien wurden schon Patienten aus der Intensivstation geworfen", berichtet Schmid. "Prinzipiell gilt: In den meisten Spitälern im Ausland benötigt man zunächst einmal Bargeld oder eine Kreditkarte, selbst für die Erstbehandlung. Die meisten Krankenhäuser im Ausland haben kein Problem, Leute auch mit schweren Verletzungen einfach vor der Türe stehen zu lassen."

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Das zusätzliche Problem bei der Wahl des heurigen Reiseziels ist die internationale Sicherheitslage, die sich in den vergangenen Jahren verschlechtert hat. Die Zahl der beliebten Reiseländer, die komplett sicher sind, wird immer kleiner: Bei Reisen außerhalb Europas betrifft dies gerade einmal die Malediven, Vietnam und Marokko als echte Ziele mit Sonne und Strand.

Fernreisen

Als sicher gelten sonst nur noch Argentinien, Kanada, die USA, Australien und Neuseeland – wobei diese durch den hohen Dollarkurs unattraktiver sind. Ein Geheimtipp ist etwa Ägypten, wo seit vier Monaten die Sicherheitslage so gut ist, dass die Nil-Kreuzfahrten wieder aufgenommen wurden – und das dennoch billig ist.

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In Europa ist die Sicherheitslage in Griechenland, Frankreich, Spanien und Portugal einwandfrei. In Italien wird der Süden und in der Türkei der Osten von der internationalen Agentur Controlrisks als "mittelgefährlich" eingestuft. Ein Geheimtipp ist – speziell im Juni – Skandinavien.

Es war traumhaft schön“, erinnert sich Joachim Wallner. „Eine halbe Stunde Elefantenreiten durch den Regenwald auf Koh Samui.“ Von dem, was nachher geschah, hat sich der Niederösterreicher bis heute nicht erholt. Seit sechs Jahren ist er frühpensioniert.

„Ich habe dort gefragt, ob ich wegen meiner Rückenprobleme vorne am Hals des Elefanten sitzen kann“, erinnert sich der heute 46-Jährige. „Nachdem dort auch einige Kinder hindurften, dachte ich, dass das nicht gefährlich sein kann.“

20 Rippen gebrochen

Zunächst ging alles gut. „Der Elefant legte immer wieder den Rüssel zurück und ich habe ihn gestreichelt. Das hat ihm gut gefallen.“ Auch das dort geschossene Bild vermittelt diesen Eindruck. Doch plötzlich griff der Elefant den Hals von Wallner und schleuderte ihn auf den Boden – auf einen spitzen Stein. „Dann hat er mich drei- oder vier Mal auf den Felsen gedrückt. Am Ende hatte ich 20 Rippen gebrochen.“

Anschließend kamen zehn Personen und hoben ihn in ein Geländefahrzeug. Über Stock und Stein und unter höllischen Schmerzen ging es ins Krankenhaus. Als es ihm etwas besser zu gehen schien, kam ein Rettungsflieger. Doch auf dem Weg nach Wien verschlechterte sich sein Zustand, er musste nach Dubai ins Spital gebracht werden – wo er eine Woche verbrachte. Und anschließende weitere drei im künstlichen Tiefschlaf in St. Pölten im Krankenhaus. Erst danach war klar, dass Wallner überlebt. Dennoch ist er seither in Frühpension.

170.000 Euro machte die komplette Rechnung für Transport und Behandlung am Ende aus.

Besonders teuer kann es in den USA werden. „Dort reichen manchmal die 500.000 Euro für eine ärztliche Behandlung auf der Intensivstation nicht mehr aus, da würde ich mich sogar zwei Mal versichern“, sagt Elisabeth Schmid von der Europ Assistance.

Welches Produkt für wen tatsächlich am besten ist, ist schwierig zu beantworten. Die Arbeiterkammer versuchte vor Jahren einen Vergleich – selbst wer die rund 100 Seiten durcharbeitete, war anschließend kaum schlauer. Der ÖAMTC etwa bietet einen Schutzbrief, der ARBÖ einen Sicherheitspass und die Versicherungen verschiedene Assistancen – diese haben zumindest den Vorteil, dass man bei Problemen menschliche Hilfe bekommt.

Auch über die Kreditkarten gibt es verschiedene Versicherungspakete. Diese zahlen häufig das Gleiche, allerdings gibt es meist keine unmittelbare Hilfe – etwa bei der Organisation von Heimtransporten oder bei der Wiederbeschaffung von Dokumenten.

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