Graz mit seinen rund 300.000 Einwohnern und aller Voraussicht nach bald zwei Bundesliga-Klubs hat nur ein taugliches Fußballstadion, jenes im Bezirk Liebenau. Der SK Sturm und der GAK teilen sich die nach dem Sponsor Merkur Arena benannten Anlage bei Matches – eine räumliche Nähe, die die beiden Klubs längst zu eng ist.
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Doch erst seit 2021 kommt Bewegung in die bis dahin festgefahrene Debatte, beiden Klubs Heimstätten zu bieten: Die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ machte sich auf Standortsuche, die in dem Stadion-Sonderausschuss gipfelte.
Was wird entschieden?
Jedenfalls, in welche Richtung es geht – Neubau oder "Plan L", die Adaptierung von Liebenau. "Wir werden sehen, welche Vorschläge es von den Vereinen gibt", erläutert SPÖ-Klubobmann Michael Ehmann, Chefverhandler der Koalition in Stadionfragen. "Dann wird man in eine verdichtete Prüfung eintreten." Sollte am Dienstag gar kein brauchbares Konzept vorgelegt werden, ist die Zwei-Stadien-Lösung wohl endgültig Geschichte.
Was wollen die Vereine?
Sowohl der GAK als auch der SK Sturm wollen eigene Stadien. Sturm will zumindest das Baurecht des Liebenauer Stadions erwerben, das wäre eine Art Pacht. Diese könnte beliebig lang ausgestellt sein, etwa auf 100 Jahre. Vonseiten des Cupsiegers heißt es, dass sein Konzept nicht nur für das Stadion Liebenau gilt, sondern ganzheitlich gesehen werden müsse und den Neubau eines zweiten Stadions beinhalte: "Das Geld, das die Stadt erhält, könnte dann zweckgebunden in den Bau eines neuen Stadions investiert werden." Derzeit habe die Stadt durch das Stadion eine Million Euro Abgang pro Jahr.
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Auch beim GAK will man nicht mit Details vorpreschen. Offiziell heißt es aber: "Wir haben ebenfalls Lösungsvorschläge, sind aber auf jeden Fall kompromissbereit." Thema ist eine Heimstätte im Norden von Graz. Dort sind laut Stadt Graz vier mögliche Standorte im Visier, das bestehende GAK-Trainingszentrum Weinzödl ist nicht darunter: Es wurde bereits nach einer Prüfung im Sommer wegen des Wasserrechts von der Liste genommen.
Sollte es grünes Licht für einen Neubau geben: Wie groß könnte der ausfallen?
Das ist die Gretchenfrage. In Liebenau ist Platz für bis zu 16.400 Fans, das neue Stadion des LASK in Linz fast zum Vergleich bis zu 19.000, jenes von Blau-Weiß in Linz bis zu 5.600. Experten schätzten zunächst, dass das zweite Stadion in Graz in der Größenordnung von Blau-Weiß Linz anzusiedeln wäre.
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Der GAK wünscht sich aber langfristig ein Stadion mit einer Kapazität von mindestens 10.000 Zuschauern. Das hat nichts mit der derzeitigen Situation zu tun (GAK ist als überlegener Zweitliga-Führender auf Kurs Bundesliga). "Unser Plan war immer langfristig", heißt es.
Wem gehören diese Sportstätten eigentlich?
Das bestehende Stadion in Liebenau steht – über eine Gesellschaft – im Eigentum der Stadt. Die wird das Grundstück auch nicht aus der öffentlichen Hand geben, sondern höchstens das Bauwerk verpachten. Das GAK-Trainingszentrum steht ebenfalls über eine Gesellschaft im Stadteigentum. Ob auch ein eventuelles neues Stadion der Stadt gehören wird, ist indes offen. Der LASK in Linz etwa hat sein neues Stadion mit Zuschüssen vom Land und Sponsoren selbst finanziert.
Wie steht es um die Finanzierung in Graz?
Ohne Geld von den Klubs, Sponsoren und vermutlich auch vom Land Steiermark schlecht. Allein kann die Stadt einen Neubau nicht zahlen.
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