Straßenzeitung in Salzburg will Aha-Effekte

Apropos-Verkäufer Georg Aigner blickt auf ein schwieriges Jahr zurück: „Es ist ein bissl weniger Geschäft“.
Apropos startet nach einem schwierigen Pandemie-Jahr eine Bewusstseinskampagne.

Während des ersten Lockdowns vor einem Jahr waren auch sie aus dem Salzburger Straßenbild verschwunden: die Verkäufer der monatlichen Straßenzeitung Apropos. Sogar eine Ausgabe entfiel. Denn ohne Verkauf auf der Straße macht eine Straßenzeitung wenig Sinn.

Doch seit knapp einem Jahr ist Apropos wieder auf der Straße erhältlich und auch die Verkäufer kämpfen gegen die Widrigkeiten der Pandemie an. „Es geht“, sagt Verkäufer Georg Aigner. „Aber es ist schon ein bissl weniger Geschäft.“ Zumindest grantiger seien die Kunden auf der Straße nicht geworden.

10.000 Exemplare

„Von Haus aus sind sie sehr freundlich. Manche trauen sich aber nicht mehr so, weil sie Angst haben sich anzustecken“, erzählt Aigner. Der Rückgang bei den verkauften Exemplaren sei spürbar gewesen, berichtet Chefredakteurin Michaela Gründler. „Langsam kommen wir wieder auf das Niveau von vor der Pandemie“, sagt sie. Die Auflage der Zeitungen beträgt rund 10.000 Exemplare, zwischenzeitlich ging sie um rund 20 Prozent zurück.

In den Lockdowns Nummer zwei und drei durften die Verkäufer auf der Straße präsent sein. Diese Klarstellung durch das Sozialministerium sei sehr wichtig gewesen. Nun will die Straßenzeitung durch eine Plakatkampagne sichtbarer werden.

Mit Slogans wie „Das Aha vom Erlebnis“, „Das Kunter vom Bunt“ oder „Das Gelbe vom Ei“ wollen die Verantwortlichen jene Salzburger auf das Projekt aufmerksam machen, die die Straßenzeitung bisher noch nicht kaufen. „Wir versuchen mit der Zeitung dorthin zu kommen, wo man uns nicht vermutet“, erklärt Gründler.

Vom Preis von drei Euro bleibt, wie bei Straßenzeitungen üblich, die Hälfte bei den Verkäufern. Die Kampagne läuft heuer und kommendes Jahr jeweils vier Monate. Im kommenden Jahr feiert das Projekt sein 25. Jubiläum.

Baldiges Jubiläum

Die Kampagne ist auch eine Art Geburtstagsgeschenk, denn: „Für uns ist so eine Kampagne unfinanzierbar“, sagt Christian Moik, Geschäftsführer der Sozialen Arbeit GmbH, zu der Apropos gehört. Gründler drückt es etwas salopper aus: „Straßenzeitungen haben keine Kohle.“

Die Salzburger Werbeagentur „Die fliegenden Fische“ hat die Kampagne kostenlos entwickelt, die Progress-Werbung stellt die Plakatflächen zur Verfügung. Apropos trägt sich zu zwei Dritteln aus Zeitungsverkäufen und Inseraten selbst, das restliche Budget kommt durch eine Förderung vom Land Salzburg.

Für rund 140 Verkäufer, die obdachlos, wohnungslos und/oder langzeitarbeitslos sind, bietet der Verkauf eine Möglichkeit zur Selbsthilfe. Im Rahmen einer Schreibwerkstatt gestalten auch zahlreiche Verkäufer die Zeitung selbst mit.

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