Still ist nicht still genug: Silent Disco wird nicht mehr genehmigt

Die Musik kommt nur aus dem Kopfhörer, die Partygäste sind aber angeblich zu laut: Die Silent Disco in Salzburg darf am Samstag nicht stattfinden.
Kopfhörer-Party im Volksgarten abgesagt. Bürgermeister ist sauer wegen "Shitstorms" auf Facebook.

An zu lauter Musik kann es nicht liegen. Denn die hört jeder Gast einer Silent Disco über den eigenen Kopfhörer – auch zum Schutz der Anrainer. Trotzdem hat die Stadt Salzburg eine solche Party im Salzburger Volksgarten, auf der seit 2010 einmal im Jahr 500 junge Leute feiern und tanzen, heuer nicht genehmigt.
Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) verteidigt die Entscheidung des zuständigen Grundamts: „Der Veranstalter hat sich im Vorjahr nicht an die Auflagen gehalten. Um ein Uhr hätte Schluss sein müssen, um vier Uhr wurde aber immer noch gefeiert.“

Trotz Silent Disco sei es schlichtweg zu laut gewesen – nicht zuletzt für die Anrainer, die im Sommer ein Recht darauf hätten, bei offenem Fenster zu schlafen. Obendrein sei der Volksgarten am Tag nach der Kopfhörer-Party vermüllt gewesen. Auch das hätte nicht für eine neuerliche Genehmigung gesprochen, sagt Schaden.
Veranstalter Werner Purkhart kann die für ihn „unbegründete“ Absage nicht nachvollziehen. „Ich habe bei der Silent Disco im Vorjahr keinen einzigen Polizeiwagen vorfahren sehen. So massiv können die Beschwerden nicht gewesen sein. Man kann eine Institution der Jugendkultur nicht so einfach aufgrund von Gerüchten eiskalt abschießen.“

Abgesagt

Offenbar frustriert, sagte Purkhart die für morgen, Samstag, geplante Silent Disco via Facebook ab und startete die Initiative „Für ein Salzburg, das tanzt“. Damit machte er sich bisher zwar mehr als 3000 Freunde in dem sozialen Netzwerk, bei der Stadt spricht man jetzt allerdings von einem „Shitstorm“.

„Es stimmt nicht, dass in Salzburg Jugendkultur verhindert wird, im Gegenteil. Wir investieren sehr viel Geld, zum Beispiel in einen neuen Skaterpark. Ich habe auch Herrn Purkhart immer bei seinen Projekten unterstützt, aber es gibt einfach gewisse Spielregeln“, wehrt sich Bürgermeister Schaden. Dass sich nun auch Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) für die Silent Disco stark macht, hält er für entbehrlich. „Das Land soll sich um seine eigenen Probleme kümmern.“
Um die erhitzten Gemüter zu beruhigen, lud Jugendbeauftragte Isabel Bojanovsky am Donnerstag zu einem klärenden Gespräch. Ursprünglich hatte sie gehofft, die Kopfhörer-Party noch retten zu können.

Bereits vor dem Ende der Diskussion stand allerdings fest, dass am Samstag im Volksgarten nicht getanzt wird. „Vielleicht schaffen wir heuer aber noch einen Ersatztermin.“ Für die Salzburger Grünen wäre das Ende der Silent Disco ein fatales Signal: „Es darf nicht nur die Festspiel-Hochkultur regieren, es muss auch Platz sein für junge Salzburger und ihr kulturelles Leben“, sagt Kultursprecher Bernhard Carl.

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