Asylwerber nähte sich den Mund zu

asyl
Afghane hatte angeblich nach später Rückkehr ins Quartier nichts mehr zu essen bekommen.

Es war dies der Ausdruck für das sprachlose Elend angesichts der bestehenden Asylpolitik“, analysiert Herwig Oberlerchner, Primarius an der Psychiatrie in Klagenfurt: Vergangene Woche wurde ein Asylwerber aus Afghanistan eingeliefert, der sich mit Bindfaden und Nadel mit zwei Stichen den Mund zugenäht hatte. Es war dies der zweite Fall seit 2011.

Laut ORF Kärnten hatte der 23-Jährige damit angeblich gegen Missstände im Asylwerberheim in Stein im Jauntal protestieren wollen: Er hätte nach 21 Uhr kein Essen mehr bekommen. Vermutet wird jedoch, dass er lieber in einem privaten Quartier in Klagenfurt leben wollte, dies aber abgelehnt wurde. Flüchtlinge in Kärnten werden zuerst ein Jahr in „organisierten Gemeinschaften“ untergebracht.

Asylwerber nähte sich den Mund zu
APAHEF10 - 26112008 - GRIFFEN - OESTERREICH: ZU APA-TEXT II - LH Gerhard Doerfler (r.) und Betreiberin Monika Steiner (l.) am Mittwoch, 26. November 2008, nach der PK zur Vorstellung des Projektes ãSonderquartier fuer straffaellig gewordene AsylwerberÒ auf der Saualm (Gemeinde Griffen, Bezirk Voelkermarkt) in Kaernten. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER

Nach drei Tagen Aufenthalt im Klinikum Klagenfurt kehrte der Flüchtling wieder ins Heim zurück. Er lehnte zwei angebotene Ersatzquartiere in Klagenfurt ab und entschuldigte sich bei Heimbetreiberin Monika Steiner.

Diese wollte zu dem Vorfall nichts sagen. Thomas Krainz, SPÖ, Bürgermeister von St. Kanzian am Klopeiner See, in dessen Gemeindegebiet Stein/Jauntal liegt: „Ich weiß von diesem Fall nichts, aber das Heim von Frau Steiner ist gut geführt. Es gibt auch keine Beschwerden von Anrainern.“ Steiner hat langjährige Erfahrung in der Führung von Asylwerberheimen; sie war auch die erste Betreiberin der „Sonderanstalt Saualm“, gab dies aber nach einigen Monaten auf, weil sie mit den Vorgaben des Landes nicht einverstanden war.

Kommentare