Steiermark will 21 Millionen Euro gegen den Ärztemangel investieren

Die Fassade des LKH-Universitätsklinikums Graz.
Junge Mediziner sollen mittels Stipendien für einige Jahre ans Land gebunden werden.

Die Steiermark will mit einer Investition von rund 21 Millionen Euro den Ärztemangel bekämpfen und junge Mediziner mittels Stipendienmodellen - zumindest für einige Zeit - an das Land binden. Damit soll die ärztliche Versorgung in der Steiermark verbessert werden. Ein entsprechendes Paket wurde am Freitag von Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ), KAGes sowie der Med Uni Graz vorgestellt.

Über eine Kooperation zwischen Med Uni Graz und der Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) sollen mit zwei neuen Stipendienmodellen rund 300 Jungmediziner für bis zu sechs Jahre an das steirische Gesundheitswesen gebunden werden. Ein weiteres Paket betrifft die psychiatrische Versorgung: Über neue fachärztliche Ausbildungsstellen wird dem steigenden Bedarf Rechnung getragen. Die zum Kennenlernen der Tätigkeit als Allgemeinmediziner gesetzlich verankerte Ausbildung in einer Lehrpraxis wird ebenfalls fortgesetzt.

Die Gründe für den hohen Bedarf an Medizinern seien vielfältig, hieß es seitens des Landes. Die "Baby-Boom-Generation" erreiche das Pensionsalter, der medizinische Fortschritt führe zu einem höheren Spezialisierungsgrad und nicht zuletzt die Pandemie habe die Anforderungen an das medizinische Personal deutlich erhöht. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur die Steiermark bzw. Österreich, sondern sind ein europaweites Phänomen.

Start im Sommersemester 2023

Für das Stipendien- und Förderungsprogramm in Kooperation mit der Med Uni Graz stehen rund zehn Millionen Euro zur Verfügung. Programmstart ist das Sommersemester 2023. Nach dem Modell 1 können Studierende sich nach Abschluss des 1. Studienabschnitts für Humanmedizin und ab Eintritt in den 2. Studienabschnitt bis zur Beendigung des Studiums (6. Studienjahr) um ein Stipendium in Form eines Fixbezuges von 950 Euro brutto (zwölfmalig) bewerben.

Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden, das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ) in der KAGes zu absolvieren und ab Beendigung des Studiums - abhängig von der Anzahl der Monate, für die ein Stipendium bezahlt wurde - bei der KAGes als zugewiesene Landesvertragsbedienstete im Rahmen eines vollzeitbeschäftigten Dienstverhältnisses ärztlich tätig zu sein.

Im Modell 2 bewerben sich Studierende erst ab Beginn des 6. Studienjahres (Beginn des KPJ) bis zur Beendigung des Studiums um ein Stipendium. So kann dieses in Form eines Fixbezuges von 2.200 Euro brutto für zwölf Monate gewährt werden. Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden ab Beendigung des Studiums für die Dauer von 42 Monaten bei der KAGes als zugewiesene Landesvertragsbedienstete im Rahmen eines vollzeitbeschäftigten Dienstverhältnisses ärztlich tätig zu sein.

Weitere Maßnahmen

Für zehn neue Ausbildungsstellen für Fachärzte in psychiatrische Sonderfächern gibt es 8,04 Millionen Euro. Für die Ausbildung der Turnusärzte für Allgemeinmedizin in einer Lehrpraxis stehen 3,3 Millionen Euro parat.

Unter bereits in die Wege geleitete Maßnahmen fällt das Rekrutieren von 17 Diplomkrankenpflegekräften aus Kolumbien für die LKH Hochsteiermark und Graz II. Dazu gibt es Recruitinggespräche für 30 solche Kräfte aus Tunesien für das LKH-Univ.-Klinikum Graz mit Start am 10. November 2022.

Gesundheitslandesrätin Bogner-Strauß sagte, es brauche eine enge Kooperation aller Player im Gesundheitswesen, um eine qualitätsvolle medizinische Versorgung trotz aller Herausforderungen gewährleisten zu können. Soziallandesrätin Kampus sprach von dem Paket als einem Bekenntnis zu einem funktionierenden Gesundheitssystem.

Med-Uni-Rektor Hellmut Samonigg sagte, seine Uni beteilige sich wie bisher auch zukünftig gerne an der Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Sicherstellung einer hohen Qualität der Gesundheitsversorgung. KAGes-Vorstandschef Gerhard Stark meinte, das neue Stipendienprogramm sei ein weiterer wichtiger Schritt zur Verbesserung der Personalsituation.

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