Starke Frauen, endlich sichtbar: Porträts von 19 Afghaninnen

Starke Frauen, endlich sichtbar: Porträts von 19 Afghaninnen
Geflüchtet und angekommen. 19 Afghaninnen ließen sich für ein steirisches Kunstprojekt porträtieren. Um Mut zu machen.

Ein Mädchen, das Polizistin werden will. Eine junge Frau, deren Traumberuf Flugbegleiterin ist. Eine weitere will Jus studieren. Ganz einfache Berufswünsche? Nicht unbedingt: Um überhaupt daran denken zu dürfen, mussten Fatemeh, Shakila und Narges erst einmal in Österreich ankommen die jungen Frauen sind gebürtige Afghaninnen, die nun in der Steiermark leben.

19 afghanische Frauen

Fatemeh, Shakila und Narges sind drei von 19 afghanischen Frauen, die Maryam Mohammadi und ihr Mann Joachim Hainzl erst für ein Kunstprojekt und nun auch in einem Buch porträtiert haben. „Wir wollten ihre positive Geschichte in den Vordergrund stellen“, beschreibt Hainzl. „Woher haben sie ihre Kraft genommen? Oft war es die Ausbildung, der Beruf.“

Sichtbar im öffentlichen Raum

Überlebensgroß waren die Bilder der jungen Frauen mehrere Wochen lang am Vorplatz des Grazer Hauptbahnhofes zu sehen. „Im öffentlichen Raum sichtbar zu sein und das als Afghaninnen, das war schon sehr wichtig“, begründet Hainzl. „Das Projekt war aber auch wichtig für die österreichische Mehrheitsgesellschaft, um das eigene Bild zu zertrümmern. Wir haben so viele Bilder im Kopf, gerade von Afghanistan.“

Die jungen steirischen Afghaninnen zertrümmern dieses Bild tatsächlich, auch wenn ihr Weg dahin viel Kraft brauchte. Elaheh Yagubi etwa wurde zwangsverheiratet mit erst 13 Jahren. „Ich musste meinen Mann bei allen Dingen um Erlaubnis fragen, schon allein, wenn ich rausgehen wollte“, schildert sie im Buch „Wir schaffen das!“ Als sie 26 wurde, konnte sie mit ihren beiden Kindern flüchten. „Den ganzen Weg nach Europa als Frau alleine unterwegs zu sein, war sehr gefährlich, aber wir haben es geschafft.“ An Österreich schätzt sie, „ohne Zwang“ leben zu können und dass ihre Kinder Ausbildung genießen.

In die Schule gehen zu dürfen wäre Fatema Hamidi in Afghanistan geblieben, wäre sie „sicher total isoliert und ohne jede Bildung“: Die junge Frau ist gehörlos, absolvierte in Graz die Schule und eine Lehre, sie ist nun Schmuckdesignerin. Als 14-Jährige flüchtete Nazanin Kashiai nach Österreich: Sie will nach der Matura Mathematik studieren undenkbar für ein afghanisches Mädchen im Iran, wo Nazanin aufwuchs.

Grenzen aufzeigen

„Die Frauen, die wir vorstellen, haben tatsächlich Role-Model-Charakter“, sagt Joachim Hainzl. „Sie leben allein, ohne Mann, verdienen eigenes Geld.“ Das wirble die Autoritäts- und Abhängigkeitsverhältnisse in afghanischen Familien um: Kinder wurden Übersetzer, Frauen begannen, Männern Grenzen aufzuzeigen auch beim Sex, wie Yasna Ibrahimi festhält. „Ich möchte Frauen dazu motivieren, dass sie Nein sagen können“, betont die Sexualpädagogin.

Keine leichte Aufgabe: Zwar habe die afghanische „Community etwas dazu gelernt, zumindest die, die wollen, die anderen werden aber immer wütender.“ Eines wünschen sich die Frauen jedoch auch: Mehr Austausch mit Österreichern und „dass die Politik nicht alle Afghanen in einen Topf wirft. Nicht alle Afghanen sind Vergewaltiger“, hält Ibrahimi fest.

Auch mit der Ungewissheit der langen Asylverfahren kämpfen die Betroffenen. „Ich habe sehr gelitten“, erinnert sich Mahboba Amiri. „Ich durfte nichts arbeiten, konnte keine Ausbildung beginne. Ich fühlte mich nutzlos.“

Kommentare