Spargebot in Kirchen: Frieren für ein Halleluja
Halleluja, ist das kalt!, titelte eine deutsche Zeitung empört: Auf Grundtemperaturen von nur fünf Grad sollen in diesem Winter Gotteshäuser in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz beheizt werden, so die Vorgaben der jeweiligen Bistümer. Das ist um die Hälfte weniger als vom Kirchgänger gewohnt. Nur Weihnachten soll mehr Wärme bieten, bei den Christmetten dürfen die Temperaturen ein bisschen höher ausfallen.
Auch Österreichs Diözesen haben ihre Not mit den steigenden Energieausgaben.
Die Erzdiözese Wien rechnet für 2023 mit einer Vervierfachung der Gaskosten, die Diözese Graz-Seckau geht von einer Verdoppelung der Strom- und Gaskosten aus, bei der Fernwärme wird von einer Steigerung um 65 Prozent ausgegangen. Nicht anders bei der Erzdiözese Salzburg: Kommendes Jahr dürften sich die Energiekosten auf 2,5 Millionen Euro belaufen. Das ist doppelt so viel wie heuer.
Spenden für ein warmes Gotteshaus
Das hat spürbare Konsequenzen – es wird kälter in den heimischen Kirchen: Um zu sparen, heizen viele Pfarren ihre Gotteshäuser weniger, manche gar nicht mehr. Allgemeingültige Vorgaben der Diözesen wie in Deutschland gibt es zwar nicht, allerdings gilt auch schon wegen des Klimaschutzes die Empfehlung, wo immer möglich Energie zu sparen. Jetzt kommen auch noch die hohen Energiekosten dazu: In der Steiermark weichen einige Pfarrer bei nicht stark besuchten Messen unter der Woche von den Kirchen in leicht beheizbarere Pastoralräume aus, heißt es der Diözese Graz-Seckau. Auch über die Kollekte werden zuweilen bereits Spenden für ein warmes Gotteshaus erbeten.
Kapellen statt Kirchen
In der Erzdiözese Salzburg sucht Nachhaltigkeitsbeauftragter Michael Hofstätter nach kreativen Auswegen aus dem Energiekostendilemma. Messen an Wochentagen könnten aus größeren Kirchen in kleinere Kapellen verlegt werden, wobei die meisten Pfarren ohnedies nur ein bis zwei Stunden vor Messbeginn in der Kirche zu heizen beginnen würden.
Die hohen Strompreise treffen gerade Salzburg hart, denn 80 Prozent der Kirchen im Bundesland werden mit Strom beheizt. „Das war schon vor der Krise teuer“, merkt Hofstätter an. Doch im Gegensatz zu privaten Haushalten gibt es keinen Strompreisdeckel für Pfarren.
Heizen in den Gotteshäusern sei sowieso eine diffizile Sache, gibt der Energiemanager zu bedenken: Sanierungszyklen hätten sich von 50 auf 25 Jahre reduziert, da die jahrhundertealten Gebäude und deren kostbares Inventar nicht auf moderne Heizsysteme ausgelegt seien. „Außerdem muss man die Wärme zum Menschen bringen, nicht ins Gebäude“, betont der Salzburger.
Wenn das Weihwasser einfriert
Im Wiener Stephansdom wurde es auch schon etwas kühler, von den bisher üblichen 14 Grad wurde auf elf bis zwölf gesenkt, berichtet Dompfarrer Toni Faber. „Wir ersparen uns damit einiges, auch wenn ich sagen darf: Bei uns hält sich die Aufregung um die Kosten in Grenzen, wir haben gut verhandelt. Aber von manchen Kollegen in Bezirkspfarren höre ich Horrormeldungen, die haben richtig Angst.“
Freilich, auf Dauer gemütlich seien die niedrigeren Temperaturen im Dom nicht, gesteht Faber zu. „Mir persönlich werden nach einer Zeit die Finger klamm. Das ist beim Kommunionspenden nicht angenehm. Aber das ist nichts im Vergleich mit Kirchen, in denen das Weihwasser einfriert.“
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