Sommerferien: Neun Wochen und kaum Betreuung

Schulschluss Europamittelschule Pyhra 1a und 1 b
Schüler haben jetzt neun Wochen Sommerferien. Vielen Eltern bereitet das große Sorgen.

Zeugnistag für rund 470.000 Schüler in Wien, Niederösterreich und im Burgenland. Im Wiener Prater tummeln sich Familien und Freundesgruppen. Denn für viele ist der Besuch des Vergnügungsparks am letzten Schultag Tradition. Die 17-jährige Franziska kommt seit Jahren zu Ferienbeginn mit Klassenkollegen hierher zum Entspannen.

Doch nicht überall verlaufen die Schulschlussfeiern so ruhig wie in der Bundeshauptstadt. In Wiener Neustadt mussten bis Freitagnachmittag bereits 25 Alkoholisierte versorgt werden. Acht Schüler landeten im Krankenhaus.

Während die Kinder mehr oder weniger feuchtfröhlich feiern, können viele Eltern die Begeisterung über die schulfreie Zeit nicht teilen. „Für die Kinder ist es natürlich super“, räumt Nicole Köstner ein, die mit ihrem Sohn und dessen Freunden im Prater unterwegs ist. „Aber ganz ehrlich: So viel Urlaub hat doch niemand“, ergänzt Niloofar Narti, selbst Mutter zweier Schüler.

Es braucht also Kinderbetreuung. Doch die sei nicht nur schwer zu bekommen, sondern auch teuer, meint Köstner. „Die Preise von Feriencamps beginnen bei 200 Euro pro Woche. Und dann rechnen Sie das mal neun.“ Deshalb wird Sohn Marco öfters mit zur Arbeit kommen.

Neun Wochen

Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits plädiert allerdings für die neun Wochen Sommerferien. „Wenn die Kinder einen Nachzipf haben, müssen sie sowieso früh genug mit dem Lernen anfangen.“ Paul Kimberger, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft, argumentiert ähnlich: „Kinder und Jugendliche sollen genügend Zeit bekommen, Kraft, Motivation und Energie zu tanken. “

Schulpsychologe Herbert Faymann kontert: „Das klingt, als hätten sich die Schüler davor in neunmonatiger Knechtschaft befunden.“ Aus psychologischer Sicht sei so eine lange Lernpause nicht zwingend notwendig. Es ginge viel Energie verloren, die im Herbst aufgeholt werden müsste.

Das Bildungsministerium hält sich in der Debatte zurück: „Wir warten auf einen konkreten Vorschlag der Schulpartner.“

Ideen seitens der Elternvertreter gibt es. Andrea Polleichtner, Vorsitzende des Wiener Elternvereins, ist überhaupt für eine Komplett-Reform des Schuljahres: „Es geht nicht um eine Kürzung der neun Wochen, sondern eine andere Aufteilung. Und die schulfreie Zeit sollte sinnvoll genutzt werden.“ Sie schlägt ein zusätzliches Nachhilfeangebot während der Ferien vor.

Doch wer soll diese zusätzlichen Kurse im Sommer abhalten? „Die Betreuung ist nicht die Kernkompetenz der Lehrer“, erklärt Gewerkschafter Kimberger. „Die Schule ist nun einmal keine Betreuungseinrichtung, sondern in erster Linie eine Erziehungsanstalt.“ Deshalb schlägt Kimberger vor, ein Angebot mit Freizeitpädagogen und Vereinen mit Erfahrung in Kinderbetreuung, wie etwa Musikschulen, zu erarbeiten.

Neue Konzepte

Ebenso plädiert Hermann Helm, Landesschulratspräsident für NÖ, für neue Konzepte. „Es ist eigentlich Verschwendung von Steuergeldern, wenn die Schulgebäude zwei Monate leer stehen.“ Es wäre doch sinnvoll, wenn Vereine die Turnhallen nutzen würden. In manchen niederösterreichischen Gemeinden sei das schon üblich. Diese Betreuung würde allerdings mit Kosten für die Eltern verbunden sein, die man aber sozial staffeln könnte. Helm: „Man kann nicht alles auf den Staat abwälzen, so ehrlich muss man sein.“

Der Bedarf an Ferienbetreuung ist jedenfalls groß. „Es braucht eine flächendeckende Kinderbetreuung“, fordert Kurt Kremzar, Sprecher der Arbeiterkammer. Denn vor allem Alleinerziehende trifft die lange Ferienzeit schwer.

Was ausgelassene Schulschluss-Feiern betrifft, braucht man sich in Niederösterreich nicht zu verstecken. Nach ausgearteten Alkoholexzessen hat die Stadt Wr. Neustadt vor sieben Jahren die Organisation des Schulschlussfestes im Stadtpark übernommen. Trotz eines tollen Angebotes, dass vom Fußballturnier über Gewinnspiele und einen Styling-Corner bis hin zum Konzert samt DJ-Auftritten reichte, gelang es nicht ganz, die feiernde Meute von Alkoholexzessen abzuhalten. „So viele Einsätze wie heuer hatten wir noch nie. Bis am Nachmittag gab es 25 Versorgungen von meist Alkoholisierten und Verletzten. Acht Personen mussten ins Krankenhaus“, erklärt ein Sprecher des Roten Kreuzes.

Wirklich gesittet ging es natürlich auch in der Landeshauptstadt nicht zu. Hotspot war einmal mehr der Sparkassenpark, bis in die Nachmittagsstunden bevölkerten Hunderte Jugendliche die Grünfläche. Während Alkohol in Strömen floss, wurden die Feierwütigen von einigen Polizisten bewacht. Außerdem waren Jugendbeauftragter Wolfgang Matzl und sein Team vor Ort, die Suppen ausschenkten und alkoholfreie Getränke anboten. „Für Schüler, die das Gespräch suchen, stehen Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams parat“, berichtet Matzl. Auf jene, die es übertrieben hatten, wartete ein Team des Roten Kreuzes. Mehrere Jugendliche mussten in der Folge auch wegen „Kreislaufproblemen“ ins Spital gebracht werden. Zu gröberen Zwischenfällen kam es laut Polizei aber nicht.

Ohne wirkliche Probleme lief die Schulschlussparty mit Unterstützung der Mobilen Jugendarbeit im Kremser Stadtpark ab. Ein Bursch verletzte sich an Glassplittern.

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