Tourismus-Chefin zu Ski-Auftakt in Sölden: "Bilder nicht ideal"
Die Verantwortlichen des Tiroler Tourismus sitzen am Dienstagvormittag vor einer verschneiten Landschaft. Der Hintergund ist eine Fotowand, die im starken Kontrast dazu steht, wie sich die Berge bei einem Blick aus den Panoramafenstern eines Hotels in Innsbruck darbieten: grün-braune Hänge, grauer Himmel darüber.
Zumindest im Hochgebirge schneit es an diesem Tag über 3.000 Metern Höhe. So auch am Gletscher im Ötztal, wo am Wochenende der Ski-Weltcup-Auftakt über die Bühne gehen soll. Der Event fällt in den wärmsten Oktober der Messgeschichte.
Das - und die Bilder von Altschneebändern zwischen blanken Felsen am Rettenbachferner - hat die Debatte über die Sinnhaftigkeit des alljährlichen Herbsttermins der Rennen im Ötztal entzündet.
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"Die Bilder sind nicht ideal. Und die Debatte ist es auch nicht", gesteht Karin Seiler, Chefin der Tirol Werbung ein. Die Macht der Bilder - auf Instagram oder über Webcams in die Wohnzimmer geliefert - spielt in der Tourismuswerbung und in Zeiten von immer kurzfristigeren Buchungen längst eine zentrale Rolle.
Lust auf Herbst
Eigentlich wollte Seiler die bereits vor drei bis vier Wochen die Winter- und Gletscherkampagne starten. Sie wurde angesichts der Wetterlage verschoben. "Jetzt machen wird noch Lust auf Herbst und Wandern", erklärt Seiler.
Ihr ist es wichtig zu betonen: "Die Tirol Werbung erkennt die Veränderungen. Der Verknappung des Schnees müssen wir uns stellen." Es sei auch die Frage, wie lange die Wintersaison in zehn, fünfzehn Jahren noch ist.
Wenig Freude mit der Debatte um Sölden hat auch ÖVP-Tourismuslandesrat Mario Gerber. "Dass diverse Aussagen und Bilder verstören können, ist mir schon klar. Aber der Tourismus hat bewiesen, dass er sich weiter entwickeln und an sich arbeiten kann."
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Er streicht aber zu Sölden auch hervor: "Wir reden hier von einem Rennereignis, das nicht seit gestern geplant wird." Gerber zeigt sich aber auch erfreut, "dass man sich an einen Tisch zusammensetzt und wir in Zukunft eine Lösung finden werden."
Im Raum steht, dass die Rennen künftig später stattfinden könnten. Der frühe Herbsttermine sorgt immer wieder für Aufregung.
Was den bisherigen Werbeeffekt dieses Auftakts betrifft, müsse man "Sölden aber schon mal Danke sagen", so Seiler. "Das war in ganz Tirol immer der Auftakt für die Nachfrage."
Die war auch in der nun zu Ende gehenden Sommersaison groß. "Tirol hat nach wie vor eine sehr hohe Anziehungskraft", lautet das Fazit des Tourismuslandesrats. Die Gästeankünfte sind von Mai bis September im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent auf 5,7 Millionen gewachsen.
2,41 Milliarden Euro Wertschöpfung
Viel wichtiger ist Gerber aber noch die Wertschöpfung. Die beläuft sich laut ersten Berechnungen auf 2,41 Milliarden Euro. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 1,9 Prozent mehr und gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 sogar 3,2 Prozent. 59 Prozent der Betriebe sind mit dem wirtschaftlichen Erfolg zufrieden, 27 Prozent sogar sehr.
"Das ist nicht selbstverständlich", sagt Gerber, der selbst aus der Hotellerie kommt, angesichts der Rahmenbedingungen mit Inflation, Teuerung und der wieder angezogenen Nachfrage nach Fernreisen.
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Positiv fällt auch der Ausblick auf die mit 1. November offiziell startende Wintersaison aus. "Drei Viertel der Betriebe haben eine gleich gute oder sogar bessere Buchungslage als im Vorjahr um diese Zeit", weiß Gerber. "Wir warten natürlich auf Schnee. Aber der wird kommen", zeigt sich auch Franz Staggl, Spartenobmann der Tiroler Hotellerie, zuversichtlich.
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