So werden Österreichs Züge geschützt

So werden Österreichs Züge geschützt
ÖBB verstärken Securitys und Videoüberwachung . Auch zivile Beamte patrouillieren in den Zügen.

Der Amoklauf eines 17-jährigen Afghanen in einem deutschen Regionalzug – mit vier Schwer- und einem Leichtverletzten – wirft die Frage auf, ob in Österreichs öffentlichen Verkehrsmitteln Tragödien wie diese zu verhindern wären. In der Wohnung des Täters fanden die bayrischen Behörden eine handgemalte IS-Fahne. Der mit einer Axt und einem Messer bewaffnete Afghane wurde schließlich von Spezialeinheiten erschossen (siehe Seite 6).

ÖBB rüsten auf

Bei den ÖBB wurde die Security-Truppe in den vergangenen eineinhalb Jahren um 210 Personen auf 385 Sicherheitsleute aufgestockt. Hier versucht man, verdächtige Personen bereits auf den Bahnhöfen herauszufiltern. Auch mit Videoüberwachung: Railjet- und Intercity-Züge sind mit Kameras ausgerüstet.

ÖBB-Sprecher Michael Braun sieht bei Attacken auf Fahrgäste einen rückläufigen Trend: "2013 gab es 20 Vorfälle, im Vorjahr waren es 15. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Passagiere geht mit dieser Entwicklung aber nicht einher."

Ein Vorfall mit zwei jungen Afghanen (19 und 22) sorgte vergangenen Woche für Aufsehen: Drei ÖBB-Kontrollore überprüften das Duo in der S7 bei Schwechat. Die Schwarzfahrer attackierten und beschimpften die Bahn-Mitarbeiter. Auch zu Hilfe gerufene Securitys konnten die Lage nicht beruhigen. Erst am Bahnhof Schwechat wartenden Polizisten sorgten schließlich für Ruhe. Bilanz des Zwischenfalls: Fünf Verletzte.

In diesem Fall funktionierte das Zug-Sicherheitssystem der ÖBB: Über einen Notruf in der Garnitur wurde der Zugsführer alarmiert, er verständigte die Exekutive. Die beiden Randalierer wurden festgenommen.

Zusätzlich werden heuer auf 50 Bahnhöfen 140 Baumaßnahmen im Sinne der Sicherheit durchgeführt. Braun: "Gänge und Nischen werden besser beleuchtet, Wandspiegel machen uneinsichtige Ecken sichtbarer. Und weitere Videokameras werden installiert." Gepäck-Scanner auf Bahnhöfen, wie etwa in Frankreich, sind bei den ÖBB aber (noch) kein Thema.

Nicht nur Bundesbahn-Mitarbeiter patrouillieren durch Züge und Bahnhöfe: Täglich sind Polizisten – uniformiert und in zivil – auf der Suche nach Schleppern, Kriminellen und illegalen Zuwanderern. Polizeisprecherin Michaela Rossmann: "Das können, wie jetzt beim Amoklauf im bayrischen Würzburg, auch Regionalzüge sein. Gesuchte Personen tauchen gerne auf Nebenstrecken unter."

Diese Einsätze finden seit 2014 im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen (AGS) statt. Hier kontrollieren Beamte, die auf den großen heimischen Bahnhöfen stationiert sind, die ÖBB-Züge. Die Teams sind in der Regel zu viert und können mit dem Laptop den Status der aufgegriffenen Personen abrufen.

Securitys in der U-Bahn

Gefährdet sind nicht nur der Fernzüge, sondern auch Öffis in den Ballungsräumen: Grundsätzlich, so Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amon, kann man gegen den Angriff eines Wahnsinnigen kaum vorgehen: "Es kann nicht jeder Passagier kontrolliert werden." Um bei allfälligen Attacken schnell vor Ort zu sein, patrouillieren täglich 100 Mitarbeiter durch das U-Bahn-Netz sowie in Straßenbahnen und Bussen.

Zusätzlich zeigt die Polizei Präsenz; vor allem auf Bahnhöfen und an U-Bahn-Drehkreuzen. Insgesamt 8000 Kameras überwachen Stationen und Züge. Auch Dutzende Stationswarte haben das Geschehen auf ihren Monitoren. Sie sind mit der Leitstelle verbunden; die alarmiert im Ernstfall sofort die Exekutive.

Reportage: „Polizei kann das nicht verhindern“

So werden Österreichs Züge geschützt
Befragung, Sicherheit in Öffis
Lui Dunkler mit Clara, Hannah und Johanna, Wien: „Leider kann man gegen Attentäter, wie den in Deutschland, nicht viel ausrichten. Da hilft auch kein Schaffner oder Security. Prinzipiell fühle ich mich in den Öffis in Wien sicher.“
So werden Österreichs Züge geschützt
Befragung, Sicherheit in Öffis
Maria Faulmann, NÖ: „Ich habe keine Angst im Zug. Wenn ich am Abend unterwegs bin, achte ich aber darauf, in einem Abteil zu sitzen, in dem auch andere Passagiere sind. In den Abendstunden wären Schaffner schon von Vorteil.“
So werden Österreichs Züge geschützt
Befragung, Sicherheit in Öffis

Martina Lisa, Wien: „Ich denke, dass die Polizei solche Taten wie in Deutschland nicht verhindern kann. Trotzdem war es früher angenehm, dass in jedem Zug ein Schaffner war. Man fühlt sich einfach sicherer, wenn man eine Ansprechperson hat.“

Kommentare