"Sichtflug über den Brenner war hochriskant“

"Sichtflug über den Brenner war hochriskant“
Nach dem furchtbaren Absturz untersuchen Flugunfallkommission und ein Gutachter das Wrack. Es soll rasch geborgen und zwischengelagert werden

Mit einem solchen Gerät, dessen Manövrierfähigkeit mit sieben Passagieren und viel Sprit an Bord ohnedies eingeschränkt ist, über den Brenner kommen zu wollen, das ist ein hochriskantes Unterfangen", erklärt Christian Ortner nach dem furchtbaren Unglück bei Ellbögen.

Der Innsbrucker Anwalt ist selbst Pilot und Sachverständiger. Weil er in diesem Fall nicht mit einem Gutachten beauftragt wurde, gibt er Auskunft zu den Verhältnissen, die am Sonntag herrschten, als Pilot Fred Filsecker, 51, mit der in den USA registrierten Cessna um 6.50 Uhr vom Innsbrucker Flughafen abhob.

Wie berichtet, hatte Filsecker via Funk der Flugsicherungsstelle Austro Control noch geantwortet, dass die Voraussetzungen für einen Sichtflug reichen würden. Dann, um 7.12 Uhr, verschwand die Maschine vom Radar und zerschellte auf 1612 Metern am Berg.

Sichtflugregeln

"In Innsbruck, im Tal, waren die Bedingungen für einen Sichtflug gegeben", sagt Ortner. Wenn die Wolkenuntergrenze mindestens 750 Meter und die Sicht mindestens fünf Kilometer betragen, müsse ihn der Controller im Tower starten lassen. "Aber ob die Bedingungen auf der Route geeignet sind, muss der Pilot einschätzen. Meiner Meinung nach hätte er nur einen Instrumentenflug fliegen können", erläutert Ortner. "Bei diesem Wetter mit so einem Gerät auf Sichtflug nach Spanien zu fliegen, war eine Hoch­risikopartie."

Flugunfallkommission und ein Gutachter prüfen für die Staatsanwaltschaft, ob ein technisches Gebrechen zum Absturz führte. "Wir möchten das Wrack am Montag bergen", sagt Walter Fleißner vom Verkehrsministerium. Ebenfalls am Montag sollten die sechs Toten obduziert werden. Werner E., der leicht verletzt überlebte, soll zum Absturz befragt werden.

Vorerst war nicht bekannt, ob Filsecker über die für Instrumentenflüge nötige Lizenz verfügt.

Auf die Frage, ob die Regeln für Sichtflüge nach diesem Unglück neu zu schreiben sind, meint Fleißner: "Es ist noch zu früh, aber es kann sein. Mit den Untersuchungen sollen ja Erkenntnisse für die Sicherheit in der Luftfahrt gewonnen werden."

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