Wien schafft 100 zusätzliche Schulplätze für Kinder mit Behinderung

Qualitative, inklusive Bildung kostet Geld – das der Bund momentan nicht ausreichend zur Verfügung stellt
Vizebürgermeister Wiederkehr sieht zugleich den Bund gefordert, den Rechtsanspruch auf das 11. und 12. Schuljahr zu schaffen.

Die Stadt Wien baut das schulische Angebot für Kinder mit körperlichen oder intellektuellen Beeinträchtigungen deutlich aus. Konnten im laufenden Schuljahr nur rund 200 der gestellten 300 Anträge auf ein 11. oder 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) genehmigt werden, stehen im kommenden Schuljahr mehr als 300 Plätze (plus 50 Prozent) zur Verfügung.

Damit können alle bisher eingelangten Anträge positiv beschieden werden, sagte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) am Mittwoch.

Kommunikation verbessern

Selbstkritisch gibt sich die Stadt hinsichtlich der Kommunikation mit den betroffenen Familien. Bisher hätten diese nicht gewusst, wo ihr Antrag gerade liegt und auch keinen Kontakt zu einer konkreten Ansprechperson gehabt. „Unzumutbar“ sei das, sagte Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Das wird nun anders: In Zukunft bekommt jedes Elternteil eine schriftliche Bestätigung für den eingelangten Antrag, der auch eine Rückfragemöglichkeit beinhalten wird.

Zudem wird darauf hingearbeitet, die betroffenen Familien künftig bereits zu Beginn des Sommersemesters informieren zu können, ob ihr Kind ein 11. oder 12. Schuljahr absolvieren kann.

Für die Maßnahmen nimmt die Stadt 3,6 Millionen Euro in die Hand, etwa für mehr Personal und Raumadaptierungen. Zugleich betonte Wiederkehr, dass es für eine langfristige Absicherung bundesweite Änderungen brauche, um die Eltern aus der „Bittstellerhaltung“ zu holen – allem voran einen Rechtsanspruch auf das 11. und 12. Schuljahr. Unter den Ländern gebe es dafür eine „breite Allianz“, das ÖVP-geführte Bildungsministerium stehe jedoch auf der Bremse.

Ein weiterer Aspekt in diesem Kontext: Derzeit gibt es nicht einmal Lehrpläne für dieses 11. und 12. Schuljahr.

Deckel abschaffen

Zusätzlich fordert der Bildungsstadtrat, den Deckel bei der Finanzierung aufzuheben. Derzeit stellt der Bund für maximal 2,7 Prozent der Pflichtschulkinder SPF-Mittel zur Verfügung. Der tatsächliche Bedarf liege jedoch beim Doppelten. Ohne diesen Deckel „hätten wir zumindest 300 weitere Planstellen, die wir brauchen, um gut mit den Kindern arbeiten zu können“, so Wiederkehr.

Zugleich registriert die Stadt einen starken Anstieg an Schuleinsteigern mit erhöhtem Förderbedarf bis hin zu schweren Behinderungen im Ausmaß von 300 Prozent in den vergangenen Jahren. Gefordert wird daher neben einer Personaloffensive, auch die Möglichkeit des Quereinstiegs auf Volks- und Sonderschullehrkräfte auszuweiten.

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