Schmutzwäsche im Wiener Terrorprozess
Es ist die Schmutzwäsche, die am Dienstag im Großen Schwurgerichtssaal in Wien die Anwesenden beschäftigt. Konkret die Schmutzwäsche des 28-jährigen Hedayatollah Z. Er ist – wie fünf weitere Männer – angeklagt, weil er Wien-Attentäter Kujtim F. im Vorfeld unterstützt haben soll. Hedayatollah Z. nimmt in dem Verfahren eine besonders interessante Rolle ein. Seine DNA wurde auf den Waffen gefunden, die der Attentäter in der Nacht des 2. November 2020 verwendet hatte.
Leere Wohnung
Der Angeklagte bestreitet, die Waffen je gesehen, geschweige denn berührt zu haben. „Ich wollte mich von meiner Frau trennen und habe deshalb in der (leeren) Wohnung von Kujtim gewohnt“, erklärt er. Den Attentäter habe er einst beim Grillen kennengelernt. Freundschaft sei keine entstanden. Und selbst, als er in seiner Wohnung in der Wagramer Straße lebte, habe es wenig Kontakt gegeben. „Er hat bei seinen Eltern gewohnt.“
Bei der DNA an den Waffen müsse es sich um indirekte DNA handeln, erklärt er. „Es sind ja auch keine Fingerabdrücke von mir drauf gefunden worden.“
Weil ihn die Familie drängte, wollte er nach einigen Wochen zu seiner Frau zurückkehren, schildert er. Doch warum war sein Handy einen Tag vor dem Anschlag wieder im Bereich der Wohnung eingeloggt? „Ich habe noch Wäsche geholt, die ich zum Trocknen in der Wohnung hatte.“
Ein Geschworener wird stutzig: „Wenn die Wohnung leer war – wo haben Sie die aufgehängt?“ „Überall, wo es möglich war“, sagt der Angeklagte.
Und warum er die Schmutzwäsche nicht einfach mit nach Hause genommen hat, will ein beisitzender Richter wissen. „Weil ich ein erwachsener Mann bin und das selbst mache“, bekommt er zur Antwort.
Seltsam erscheint allerdings auch, warum er am Tag des Anschlags das Handy deaktiviert hatte – und somit unklar ist, wo er sich aufhielt. „Was haben Sie am Tag des Anschlags gemacht?“, wird er gefragt. „Ich war im Fitnessstudio.“ An den Namen könne er sich aber nicht erinnern. „Das erwähnen Sie jetzt zum ersten Mal“, stellt der Richter fest. Der Mann sitzt seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft.
Chauffeur-Dienste
Auch die Rolle jenes 23-Jährigen, der Kujtim F. zum gescheiterten Munitionskauf in die Slowakei chauffiert hatte, wird näher beleuchtet. „Ich war der Einzige im Bekanntenkreis mit Auto. Jeder wollte mit mir mitfahren“, erklärt Arijanit F. Befreundet sei er mit dem Attentäter allerdings nicht gewesen. Dass der Attentäter zielstrebig ein Waffengeschäft ansteuerte, darüber habe er sich keine Gedanken gemacht. „Er hat mir danach auch gesagt: Ich wollte eh nix, ich habe nichts gekauft.“
Als er in der Terrornacht Fotos von Kujtim F. (schwer bewaffnet, mit IS-Treueschwur, Anm.) sah, rief er ihn an. „Ich wollte ihm sagen, er soll sie löschen, sonst bekommt er Probleme.“ Die habe er danach auch für sich gefürchtet – und sein Handy zurückgesetzt. „Ich stand unter Stress.“
Fortsetzung am Dienstag.
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