Schleppender Umstieg auf E-Taxis auf Österreichs Straßen

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Im Jahr 2025 ist es so weit. Ab dann sollen nur noch emissionsfreie Fahrzeuge für den Taxibetrieb in Österreich neu zugelassen werden. Dass diese Umstellung bevorsteht, lockt bisher aber nur die wenigsten Taxler hinter dem Ofen hervor. Vergangenes Jahr waren laut Wirtschaftskammer Wien in der Bundeshauptstadt gerade mal zwei Prozent der Fahrer mit E-Taxis unterwegs, in anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich.
Um zumindest ein bisschen die Geschwindigkeit in Richtung Zukunft zu erhöhen, startet das Projekt „eTaxi Austria“ mit Oktober in eine Pilotphase. Dabei wollen die Städte Wien und Graz gemeinsam mit den Wirtschaftskammern Wien und Steiermark den Einsatz von „konduktiv geladenen E-Autos im Taxibetrieb praxistauglich machen“, wie via Aussendung verlautet wurde.
Was das heißt?
An ausgewählten Standplätzen wird eine neue Ladetechnologie eingebaut. Eine Ladeplatte wird direkt im Boden eingelassen und kann mittels „Connector“ im Fahrzeug verwendet werden (siehe kleines Bild). Das Fahrzeug kann dann geladen werden, ohne dass der Lenker es verlässt.
Acht Standplätze ab Herbst
In Wien werden vorerst acht Taxistandplätze umgerüstet. Wo diese sein werden, soll erst im Herbst verraten werden. 50 Fahrzeuge sollen am Projekt teilnehmen. Die E-Taxis können von teilnehmenden Unternehmern entweder gekauft oder im Abo-Modell bezogen werden.
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Einer, der schon Erfahrung mit Elektro-Taxis hat, ist Johannes Gutenbrunner aus St. Leonhard in Oberösterreich. Er fährt seit rund drei Jahren mit einem Tesla in Linz Taxi, geladen wird das Auto zu Hause im Mühlviertel. „120.000 Kilometer bin ich schon gefahren“, rechnet er vor, „der Sprit hätte mich rund 25.000 Euro gekostet.“ Das Laden an der eigenen Photovoltaikanlage war deutlich billiger. „Und einmal war ich um 350 Euro beim Service.“
Vor der Anschaffung habe er lange überlegt, mit der Förderung für den Umstieg und der Aussicht, dass ab dem Jahr 2025 Taxis nur noch emissionsfrei betrieben werden sollen, habe er sich „aus dem Bauch heraus für einen Tesla“ entschieden. Und das keine Sekunde bereut. „Eine Tagesschicht in Linz geht sich leicht aus, wenn ich mit dem aufgeladenen Taxi daheim wegfahre“, sagt Gutenbrunner, der Kunden auch nach Graz bringt.
Bis zu 460 Kilometer fährt er mit einer Ladung: „Im Winter hole ich mir manchmal Unterstützung bei den Taxi-Ladestationen in Linz.“
Er sei sensibler für Umwelt und Klimaschutz geworden, seit er mit dem E-Auto fährt: „Wenn man sieht, wie es im Taxi vor dir aus dem Auspuff stinkt und das auf Hunderte Fahrzeuge alleine in Linz umlegt, ist das schon heftig.“ Seine ursprünglichen Bedenken seien alle zerstreut: „Das Elektroauto hat mich noch nie sitzen gelassen, auch die Kunden sind durchwegs begeistert.“
Wenig Förderanträge
Auf seine Kollegen ist die Elektro-Begeisterung aber noch nicht wirklich übergesprungen. Das Interesse beim von der Stadt Wien ausgelobten sieben Millionen Euro schweren Fördertopf ist überschaubar. 50 Anträge wurden bisher gestellt, heißt es bei der Wirtschaftskammer, die den Topf verwaltet.
Der Wiener Taxi-Streit
In den vergangenen Jahren litten vor allem die Taxler in der Bundeshauptstadt unter der Konkurrenz durch Fahrtendienste wie Uber, die zu teils deutlich niedrigeren Preisen fuhren. Eine Gesetzesnovelle hat die Ungleichbehandlung mittlerweile beseitigt
Engpässe nach Corona-Krise
Während der Pandemie litt das Gewerbe – unter anderem, weil Touristen fehlten und Abend- und Kulturveranstaltungen, die Gäste bringen, ausfielen. Viele Fahrer gaben auf und sattelten um. Seit dem Ende der Pandemie herrschen Engpässe
Tarife um 15 Prozent erhöht
Schon seit Langem klagen Fahrer über die zu niedrigen Tarife: Viele Fahrten seien nicht mehr lukrativ. Die gestiegenen Treibstoffpreise verschärften das Problem. Mit Juni wurde der Tarif in Wien erhöht, die Preise für die Kunden stiegen so um durchschnittlich 15,2 Prozent
Anders sieht es in Deutschland aus. „In Hamburg, Vorreiterin bei der Umstellung auf Elektro-Antriebe im Taxigewerbe, wurde die erste Stufe der E-Taxi Förderung bereits innerhalb weniger Minuten ausgeschöpft“, sagt Alexander Mönch, Präsident von Free now für Österreich und Deutschland zum KURIER. „Es bräuchte ein klares Bekenntnis der Stadt Wien, dass man dieses Projekt auch wirklich ernst meint.“ Neben dem politischen Willen brauche es aber auch einen „deutlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur, die dem Gewerbe zum Teil exklusiv zur Verfügung stehen sollen“, so Mönch.
Ob das den nötigen Anschub gibt, wird das Pilotprojekt ab Herbst zeigen.
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