S-Bahn: "Ein Risiko für die Fahrgäste"

Diskussion um Schaffner
Leichtfried: Triebfahrzeugführer muss bei Abfahrt nicht auf Bahnsteig sehen.

"Für die ÖBB wird das ein Super-GAU", meint ein Bahn-Insider. Eine parlamentarische Anfrage der Grünen bringt nun ganz neuen Schwung in die Diskussion, ob Schaffner im heimischen Bahnverkehr wieder notwendig sind. Denn Verkehrsminister Jörg Leichtfried antwortet dabei, dass künftig der Lokführer vor jeder Abfahrt des Zuges die offensichtlichen Mängel (von den Feuerlöschern über Nothämmer bis zu den Haltegriffen) kontrollieren müsse.

Fahrplan in Gefahr

Das könnte aber den gesamten Fahrplan der ÖBB über den Haufen werfen, denn derzeit geht der Triebfahrzeugführer etwa bei der Rückfahrt in Meidling nur am Bahnsteig entlang und steigt auf der anderen Seite ein. Eine Innenkontrolle des Zuges findet laut KURIER-Informationen nur etwa alle zwei Tage statt. Müsste der Lokführer durch den Zug gehen, würde das wohl einige Minuten mehr Zeit benötigen.

Der grüne Verkehrssprecher Georg Willi hält die derzeitige Sicherheitslage bei den ÖBB ohne die Einsetzung von Schaffnern deshalb für "bedenklich". Auch die Gewerkschaft hat deren Abschaffung schon mehrfach kritisiert und wird deshalb heute eine Anzeige einbringen. Wie berichtet, kündigten die ÖBB an, künftig eine Art "Schaffner light" einführen zu wollen – allerdings ist die Finanzierung offen.

Doch auch die Sicherheit bei der Abfahrt ist nicht nur nach einem Vorfall in Salzburg ein Thema, als eine Rollstuhlfahrerin mitgeschleift und schwer verletzt worden ist. Denn laut Gesetzeslage, auf die Leichtfried in dem Parlaments-Papier ausdrücklich hinweist, sei insbesondere auch ohne Überblickbarkeit des gesamten Bahnsteiges die Sicherheit bei der Abfahrt gewährleistet.

Willi sieht dadurch "Sicherheitsrisiken" für die Fahrgäste: "Die ganze Verantwortung lastet nun auf dem Lokführer, der aber nicht einmal den ganzen Zug übersehen kann". Die ÖBB und Leichtfried verweisen etwa bei den 4020er-Schnellbahnen auf die neu eingebauten Türfühler, außerdem würden gelbe Markierungen darauf hinweisen, dass Personen beim Türenschließen nicht auf den Stufen stehen dürfen. Das wäre ausreichend.

"Reicht nicht aus"

"Diese Verbesserungen reichen nicht aus", meint hingegen Willi gegenüber dem KURIER. "Ohne Zugbegleiter zu fahren, kommt natürlich der Kostenrechnung der ÖBB zugute, aber das hat seinen Preis." Der Grüne sieht nun das Verkehrsministerium in der Verantwortung, wenn es einen Vorfall gibt. Derzeit bestünde "ein Risiko für die Fahrgäste".

Aus den ÖBB heißt es dazu: "Die angeführten Sicherheitseinrichtungen werden im Fahrzeug im Zuge von Fahrzeugchecks kontrolliert. Im Nah- und Regionalverkehr erfolgen diese Checks kilometerabhängig. Damit werden die Sicherheitsvorschriften eingehalten. Es besteht daher kein Handlungsbedarf."

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