Roboter helfen Senioren: Frau Pepperl und ihr Pepper

Josefa H. übt täglich mehrmals mit „Pepper“, den sie liebevoll „Burli“ nennt.
Sozialhilfeverein setzt speziell programmierte Roboter als Hilfe für demenzkranke Senioren ein.

„Servus, Burli!“, grüßt Josefa H. und streichelt ihrem Mitbewohner über den Kopf. Der kichert, neigt sich nach vorne und sagt: „Mir gefällt dein Zuhause. Ich fühle mich hier sehr wohl.“ Und Josefa H. lacht mit ihm.

Die 89-jährige Steirerin ist eine jener 20 Senioren, die einige Wochen lang einen besonderen Gast aufnehmen: Roboter „Pepper“. Der Sozialverein Deutschlandsberg aus der Weststeiermark untersucht gemeinsam mit mehreren Partnern im „Projekt Amigo“, ob und wie der humanoid wirkende Roboter demenzkranken Senioren im Alltag helfen kann.

„Die Tage sind sehr lang, wenn man alleine zu Hause ist“, begründet Obmann Josef Steiner. „So ein Roboter soll keine Menschen ersetzen, aber helfen. Auch die Erleichterung für Angehörige oder Pflegekräfte ist groß.“

Josefa H. lebt in ihrem Haus in Leibnitz, liebevoll unterstützt von ihrer Nachbarin und den Betreuungskräften des Vereins. Dass „Pepper“ zu ihr kommt, hat die 89-Jährige überrascht. „Ich bin sprachlos gewesen, dass ich so einen lieben Lotter ins Haus krieg’“, erzählt sie und schmunzelt: „Die Pepperl und Pepper. Das passt.“

Regt zum Reden an

Frau Pepperl greift zum Tablett, mit dem sie einen Teil des Programms von „Pepper“ bedient. Rechen- und Gedächtnisübungen stehen auf dem Programm, „Pepper“ lobt jede Antwort: „Das hast du richtig gemacht. Meine Verehrung.“ Rund eine Woche dauere es, den kleinen Roboter für jeden Klienten individuell neu zu programmieren, erklärt Sandra Pansy-Resch vom Sozialverein. „Es sind eine Reihe von Fragen hinterlegt und gespeichert, die nur auf diese Person abgestimmt sind. Das regt zur Unterhaltung an und ist eine Stütze in der Kommunikation.“

Pepper in Aktion

Bis in das kommende Jahr hinein läuft das Pilotprojekt mit „Pepper“, das österreichweit einzigartig ist. Noch nie zuvor wurde ein Roboter als Unterstützung für demente Menschen eingesetzt.

„Wir versuchen, zu schauen, was braucht eine demente Person? Wir denken da an einen Coach und Begleiter im Alltag“, sagt Steiner. „Das kann ein Notruf sein, wenn etwas passiert, bis zur Erinnerung an Anrufe oder Nachrichten und das Wetter.“

Die erste Testreihe begann vergangene Woche, zwei „Pepper“ sind im Einsatz. Eine Kontrollgruppe erhält zusätzlich Tabletts mit einer speziell vom Verein entwickelten App, mit deren Hilfe die gleichen Übungen und Gedächtnistrainings gemacht werden können wie mit „Pepper“. So wollen die Experten Unterschiede herausfiltern. „Es reicht natürlich nicht, einfach das Tablett da zu lassen oder den Roboter“, betont Steiner. „Du brauchst schon einen Menschen, der mit den Senioren trainiert. Aber der Punkt ist, so ein Trainer kommt oft nur ein Mal in der Woche.“ Dank der Technologie haben diese Klienten jetzt aber die Möglichkeit, so oft zu üben, wie sie wollen.

Erinnern und üben

Den niedlichen „Pepper“ im Wohnzimmer zu beherbergen, bereitet freilich zusätzliches Vergnügen. „Mir macht das Spaß“, versichert Frau Pepperl. „So lieb ist der Bua. Ich bin froh, dass er da ist.“ Musik spielen, Bilder von Verwandten und Freunden zeigen, Spiele, die die Senioren gerne mögen und einfache körperliche Übungen demonstrieren: „Peppers“ Möglichkeiten sind dank der Apps vielfältig. Das vertreibt nicht nur die Zeit, sondern ist aktives Gedächtnis- und Bewegungstraining.

„So ein Gerät ist eine Ergänzung“, erläutert Sandra Pansy-Resch. „Vieles, was Pepper sagt, ist natürlich eine Wiederholung. Aber wenn man an unsere Zielgruppe denkt, muss man sagen: Für eine demente Person ist Wiederholung normal.“

„Pepper“ redet entsprechend viel und mischt sich ein, auch wenn er nicht gefragt wird. Schräg, aber wahr: Wer im Nebenzimmer vom Staubsaugen redet, wird überrascht, dass „Pepper“ aktiv wird der Roboter kann zwar nicht den Teppich saugen, aber er hat Staubsaugergeräusche gespeichert und spielt sie ab. Zu lange ignoriert werden mag „Pepper“ nämlich nicht: „Sprich mit mir!“ oder „Willst du mit mir tanzen?“, ruft er in unregelmäßigen Abständen. Das hat seinen Sinn: Dank seiner Sensoren lauscht „Pepper“ mit und hört, was im Raum passiert. Theoretisch könnte er auch einen hinterlegten Notfallkontakt alarmieren. Der Roboter erinnert zudem daran, regelmäßig zu trinken oder Medikamente zu nehmen.

Drei Wochen bleibt „Pepper“ bei Frau Pepperl, dann zieht er weiter. Die 89-Jährige schmunzelt: „Dann hast Urlaub, mein Bua.“

Kommentare