Als Schicksalstage für Italiens Tourismus bezeichnet Raffaele Riccardi die kommenden Wochenenden. Der 26-Jährige arbeitet im „Seebad Grado“ als Rettungsschwimmer, doch viel zu tun hat er momentan nicht.
Denn Badegäste findet man auf dem kilometerlangen Sandstrand aktuell kaum. Und das, obwohl der ehemalige K.-u.-K.-Kurort um diese Zeit normalerweise fest in deutscher und österreichischer Hand ist. Doch 2020 ist alles anders, weiß auch Riccardi: „So viele Gäste wie jetzt haben wir normalerweise Anfang April. Die Menschen haben Angst vor Corona“, ist er sich sicher. Wie die Besitzer der umliegenden, größtenteils leeren Strandbars und -Cafés findet er das unfair, denn wirklich gefährlich sei es lediglich in der Lombardei gewesen. In den Badeorten an der Adria hätte man die Situation rasch unter Kontrolle gebracht.
Die Einheimischen scheinen das zu wissen, denn diejenigen, die wenige Tage nach der Grenzöffnung schon wieder in der Sonne brutzeln, sprechen größtenteils Italienisch. Wer genau hinhört, trifft aber auch immer wieder auf Österreicher und Deutsche, deren Wunsch nach Sand und Meer offenbar größer als die Angst vor Viren ist.
Unterwegs im Camper
Einer von ihnen ist der 65-jährige Salzburger Burkhard Kratzer. Er ist zu Fronleichnam mit seinem Camper aus Kroatien angereist. „Die Italiener sind glücklich über die Lockerungen, sie leben jetzt wieder ‚la Dolce Vita‘.“ Die Frage sei allerdings, wann die Urlauber aus den Nachbarländern wieder bereit seien, denn langfristig könne es mit so geringer Auslastung nicht gut gehen.
So viel Platz wie noch nie
Karina und Lanislaus Mittelbach sind bereit. Sie sind aus Bayern angereist – ohne Probleme an den Grenzübergängen, wie sie betonen. „Hier am Strand ohne Maske zu liegen, ist eine Erleichterung“, erzählt die 43-jährige Pflegerin, die in der Arbeit oft zehn Stunden am Stück einen Mund-Nasen-Schutz trägt.
Abstand ist kein Problem
Sorgen machen sich die beiden keine, denn so viel Platz hatten die traditionellen Italien-Urlauber noch nie. „In Bibione oder Jesolo liegt man normalerweise aufgefädelt wie Sardinen in der Büchse“, erzählt ihr Mann. Seit wir hier sind, haben wir keinerlei Probleme mit Sicherheitsabständen.
Ein Blick auf den Strand zeigt, wovon der 46-Jährige spricht. In Grado sind dieses Jahr zwischen jedem Liegestuhl gute eineinhalb Meter Platz. Wie die Situation auf den anderen Lieblingsstränden der Österreicher ist und ob das Wochenende und die sommerlichen Temperaturen die Sorgen der Touristen schwinden lassen, lesen sie morgen im KURIER.
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