Vergangene Woche wurden zumindest sechs Luxusfahrzeuge in Hietzing zum Ziel der Gruppe, die Polizei bestätigt über 50 weitere Fälle in der Leopoldstadt und am Alsergrund. Glaubt man den sozialen Medien, dürfte noch zumindest eine weitere Aktion in Döbling durchgeführt worden sein - auch soll die Dunkelziffer hoch sein, da nicht alle Betroffenen Anzeige erstatten.
In einem Fall soll ein Lenker die Aktion nicht bemerkt und deshalb einen Sachschadenunfall gehabt haben. Angeblich gibt es auch einige Opfer in Innsbruck.
Reifenbande bekennt sich
Die Bande hinterlässt stets einen Bekennerbrief hinter den Scheibenwischern mit dem Titel "Ihr Spritfresser tötet". Denn "die Tötungsmaschinen" würden Fußgänger massiv gefährden und enorm viel Schadstoffe ausstoßen. Und "nehmen Sie es nicht persönlich. Nicht Sie sind das Ziel, sondern ihr Auto". Man solle sich nun lieber zu Fuß oder mit den Öffis fortbewegen.
Auf der eigens eingerichteten Homepage der international agierenden Gruppe finden sich zahlreiche Tipps und Tricks zum Reifenauslassen sowie Medienberichte und Vordrucke für Bekennerschreiben in verschiedenen Sprachen. Als Ziel geben die Klimaaktivisten eine Welt ohne SUVs an. Ursprünglich dürfte das System des Reifenauslassens jedenfalls in Schweden erfunden worden sein, dort soll es bereits 2007 erstmals solche Angriffe gegeben haben.
Frage nach der Strafbarkeit
Ob das alles überhaupt strafbar ist, darüber gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Betroffene SUV-Fahrer bezeichnen dies in sozialen Medien mitunter als Mordversuch, doch mehrere Universitätsprofessoren in England und Schweden sehen hier hingegen legitimen, zivilen Ungehorsam. Von "Pop-up-Aktivismus" und "enorm friedlicher Sabotage" ist die Rede.
Die Wiener Polizei hat jedenfalls zwei mutmaßliche Mitglieder der Reifenbande auf frischer Tat ertappt. Eine 24-jährige Österreicherin und ihr 25-jähriger rumänischer Begleiter waren sofort geständig, meinten aber, sich nicht strafbar gemacht zu haben. Die Polizei zeigte die beiden wegen Sachbeschädigung an - das letzte Wort hat aber das Gericht.
Bande seit einem Jahr aktiv
In Wien dürfte die Bande seit einem Jahr aktiv sein. Die Aktion in Hietzing in der Vorwoche fand genau zum Jubiläum der ersten statt. Auf solche Jahrestage legen die Aktivisten viel wert, im Frühjahr etwa wurde der erste Geburtstag der "Tyre Extinguishers" mit über tausend ausgelassenen Reifen von Barcelona bis Christchurch "gefeiert".
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