Raumnot in der Innsbrucker Kulturszene: Erste-Hilfe-Paket der Stadt

Nach mehrjähriger Suche bekommen die Kollektive „Bonanza“ und "Gans anders" eine neue Festival-Spielwiese
Überregional bekannte Konzerthallen wie der Innsbrucker Hafen oder der Weekender sind in den vergangenen Jahren wie auch so mancher Club von der Bildfläche verschwunden. Die Betreiber von Kulturzentren wie der „Jungen Talstation“ am Fuße der alten Hungerburgbahn sind auf der Straße gelandet oder stehen wie im Fall der Initiativen in der „BALE“ – ein ehemaliges Firmengebäude – kurz davor.
Erst am vergangenen Samstag haben Vertreter der alternativen Kulturszene bei einer Demo wieder auf die Raumnot aufmerksam gemacht. Die zu lindern, hat auch Bürgermeister Johannes Anzengruber im Wahlkampf angekündigt.
"Brennendes Thema"
„Es geht um ein brennendes Thema“, erklärte Kulturstadtrat Georg Willi (Grüne), der sich in der vergangenen Regierungsperiode als Bürgermeister schon an dem Thema die Zähne ausgebissen hat, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Neben Journalisten waren auch zahlreiche Vertreter der Szene gekommen
Dabei versuchte Willis Nachfolger Anzengruber Aufbruchstimmung zu vermitteln. „Ich verspreche, dass wir viele Räume über die Stadt verbreitet haben werden.“ Man habe sich in den vergangenen Monaten auf das Immobilien-Portfolio der Stadt und ihrer Beteiligungen konzentriert. Denn bei privaten Eigentümern sei man oft nur Passagier.
„Es ist gelungen, mehrere Flächen zu finden“, so der Stadtchef. Outdoor wird heuer eine alte Deponie neben dem Baggersee als Festivalgelände zur Verfügung gestellt.

40.000 Quadratmeter stehen künftig als Festivalgelände neben dem Innsbrucker Baggersee zur Verfügung
Die Kollektive „Bonanza“ und „Gans anders“, die in dieser Ecke schon in der Vergangenheit Festivals veranstaltet haben, werden gemeinsam im Juli als „Gabonsa“ ein Open-Air auf der 40.000 Quadratmeter großen Wiese realisieren.
Neues Zuhause gefunden
„Bonanza“ fand zuletzt 2018 statt. „Wir sind schon lange auf der Suche nach einer Fläche in Stadtnähe und superhappy, dass wir jetzt ein Zuhause gefunden haben“, so Konrad Wolfgang von dem Kollektiv. Er ließ aber auch nicht unerwähnt: „Es gibt immer noch Indoor-Raummangel.“
Ins selbe Horn stießt David Prieth von der Plattform mobile Kulturinitiativen (p.m.k). Er lobte zwar die Bemühungen der Stadt, mit der er Gespräche zum neuen Angebot geführt hat. Aber das große Thema bleibe: „Raum für Hunderte Menschen, wo man Musik veranstalten kann.“
In einem ersten Schritt sollen nun etwa Mehrzwecksäle in den Stadtteilen für Events oder auch Proben zur Verfügung gestellt werden. „Wir versuchen, möglichst niederschwellige Zugänge zu schaffen“, so Willi.
Eine fixe „Homebase“
Flächen in Olympiaworld, Congress und voraussichtlich auch Messe sollen von Kulturvereinen zu Sondertarifen gemietet werden können. Solche Lösungen „ersetzen nicht historisch gewachsene Räume“, betonte Prieth. Entsprechend groß war auch die Skepsis unter Szenevertretern, die als Zuhörer bei der Pressekonferenz waren.
In einem größeren Standort sieht Anzengruber jedoch auch die Chance für eine „Homebase“ für Kulturtreibende, zu Details hielt er sich aber noch bedeckt. Bei anderen Flächen soll nun ab sofort ein eigener Kulturraumkoordinator gemeinsam mit potenziellen Nutzern an Möglichkeiten basteln.
Der wurde in Person von Thomas Bonora gefunden, der selbst in der "BALE" aktiv war. Zu den in Aussicht gestellten Räumen meinte er, dass diese "noch keine fertigen Lösungen" seien. "Sie sind ein Anfang, ein Prozess, der gemeinsam gestaltet werden muss."
Kommentare