Rauchverbot wackelt, Ärzte starten Initiative
Zu hören war ein erster Aufschrei, als eine knappe Info die Runde machte, dass die Koalitionsverhandler von ÖVP und FPÖ am generellen Rauchverbot – ab 1. Mai 2018 – in den Lokalen nochmals rütteln wollen. Wie mehrfach versichert wird, soll das Thema allerdings noch nicht Inhalt von Gesprächen gewesen sein.
Trotzdem bilden 30 hochrangige Vertreter des österreichischen Gesundheitswesens inzwischen einen "Schulterschluss für rauchfreie Lokale" und fordern ÖVP-Bundesparteichef Sebastian Kurz in einem offenen Brief auf, den Nichtraucherschutz – wie bereits beschlossen – umzusetzen.
Schulterschluss
Mittwochfrüh um 7.30 Uhr bekam Kurz elektronische Post, in der Ärztekammer-Funktionäre, Vertreter der Krankenkassen, Wissenschaftler, Mediziner und Patientenvertreter gemeinsam ihre Sorgen mitteilen. Das generelle Rauchverbot "nach über einem Jahrzehnt von zähen Verhandlungen und lauwarmen Zwischenlösungen zu kippen, wäre ein fataler gesundheitspolitischer Rückschritt", steht im offenen Brief, der dem KURIER vorliegt, geschrieben. In Österreich werde noch immer viel geraucht. Während der Raucheranteil in fast allen Ländern zurückgehe, sei er hierzulande seit Jahrzehnten konstant. Die Auswirkungen des Rauchens würden die österreichische Volkswirtschaft jedes Jahr laut Studie mit 750 Millionen Euro belasten, heißt es.
Dennoch will sowohl die FPÖ als auch Mario Pulker, Bundesobmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, erwirken, dass die abgetrennten Raucherräume in den Lokalen auch weiterhin zulässig bleiben. Pulker warnt, dass die "rigorose Regelung massive negative Auswirkungen auf die Gastronomie – insbesondere im ländlichen Raum – haben wird".
"Unbegründet"
Die Furcht mancher Gastronomen vor Umsatzeinbußen habe sich mehrfach als unbegründet erwiesen, kontern die Gesundheitsexperten: "Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen weiterhin gut besuchte Lokale, eine Befragung von 600 Gaststättenbetreibern in Deutschland sprach im Nachhinein von ‚systematisch überschätzten’ Sorgen", ist im Brief der Initiative zu lesen. "Die Gesundheit der Bevölkerung muss uns wichtiger sein als kurzfristiges politisches Kleingeld", sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger.
Florian Stigler von der Meduni Graz, der die Initiative startete, hofft, dass die ÖVP an dem bestehenden Beschluss auch weiterhin festhält.
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