Rassistischer Nikolo in Bad Gastein sorgt für Ärger

Gut und Böse, Nikolaus und Krampus.
Der Darsteller selbst sagt, es sei eine "Anerkennung" für die türkischstämmigen Menschen, durch den Kakao gezogen zu werden.

"Hallo Ahmed, Erkan, Ayse, Elif und auch Fatima. Ey, was guckst du denn so deppert, Nikolaus ist heute da. Hab ich Vollbart, hab ich Halbmond, hab ich krasses Outfit an. Komm ich ganz konkret aus Myra, bin ich echte Türkisch-Mann", lautet ein Ausschnitt aus einem Video, das derzeit auf Facebook viral geht. Darin ist ein als Nikolaus verkleideter Mann zu sehen, der in Bad Gastein (Salzburg) vor einer Gruppe Menschen seine - wie er es nennt - "Predigt" hält und sich dabei über türkischstämmige Menschen lustig macht. Die Zuhörer brechen immer wieder in Gelächter über das Gesagte aus.

"Sichtlich amüsierte Gesellschaft"

Auf Facebook wurde das Video am Sonntag innerhalb von drei Stunden mehr als 3000 Mal angesehen. In den Kommentaren zeigen sich viele schockiert: "Ich finde es bewundernswert, seine Religion und Tradition dazu zu missbrauchen, um andere Nationalitäten/Menschen schlecht darzustellen. Das ist niveaulos und unakzeptabel!" Oder: "Wir Türken brauchen nicht mehr erwarten, dass nächste Generation (sic!) besser wird, wenn man da sieht, was den Kindern erzählt bzw. beigebracht wird." Und: "Die Grenze des Tolerierbaren ist längst überschritten." 

"Blanker Rassismus ist nicht nur salonfähig geworden sondern spricht schon im Namen des Nikolo an öffentlichen Plätzen zu einer sichtlich sehr amüsierten Gesellschaft", schreibt Hakan Gördü, der das Video geteilt hat und den Auftritt mit "Kellernazi-Humor" tituliert. Es soll auch Anzeigen geben.

Christian O., der der Nikolo ist, sagt zu seinem Auftritt: "Ich verstehe die Aufregung nicht. Das ist eine jahrhundertealte Tradition, dass der Nikolo etwas durch den Kakao zieht. Mal sind es Fußballer, mal Feuerwehrleute, dann wieder Lehrer oder Politiker oder die Weiber. Jetzt sind die Türken schon in dritter Generation hier und integriert, jetzt dachte ich, kann man sie auch mal durch den Kakao ziehen." Der 59-Jährige ist seit rund 25 Jahren im Ort als Nikolo unterwegs.

Während des Gesprächs mit dem KURIER befindet er sich im Kebap-Lokal seines Freundes: "Der hat sich auch zerkugelt darüber. Es ist nicht rassistisch gewesen. Ich hab nichts Bösartiges gesagt, nur Humorvolles, was sich reimt. Das Letzte, was ich will, ist, dass die Nazis wieder kommen." Er sieht es als Anerkennung, durch den Kakao gezogen zu werden.

"Absolut unpassend"

Der Bürgermeister von Bad Gastein, Gerhard Steinbauer (ÖVP), nennt die Aktion "absolut unpassend". "Ich kenne den Herrn O., es war sicher nicht so gemeint, wie es rüber gekommen ist. Der Wettstreit, wer lustiger und origineller ist, kann solche Blüten treiben. Es war gut gemeint, aber im konkreten Fall ist das komplett in die Hose gegangen."

Es sei ein jahrhundertealter Brauch in Gastein, dass sich ein Nikolo mit Krampus und Engerln zu einer Pass zusammentun, von Haus zu Haus ziehen und vor Menschengruppen auftreten. "Es ist ungut, dass mit so einer Aktion ein so alter Brauch in ein schlechtes Licht gerückt wird", sagt der Bürgermeister.

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