Besonders viel ist an diesem Vormittag nicht los in Richard Lugners Einkaufswelt, in der Lugner City, die direkt am Gürtel liegt. Ein Bild, an das man sich vielleicht in den nächsten Wochen und Monaten generell gewöhnen wird? Denn nach mehr als zwei Jahren werden nun fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben, allen voran die Quarantäne für Infizierte. Eine Entscheidung, die viele irritiert. Auch hier, in der „Lugner“.
In einem kleinen Lokal im Untergeschoß sitzen Pensionistinnen beim Kaffee. Für Gabriele Mayer ist das bereits vollzogene Ende der Maskenpflicht wichtiger als die Quarantäne: „Viele tragen sie eh nicht, nicht einmal in der U-Bahn. Auch ich hab manchmal keine Maske auf, weil es so heiß ist.“
Mit Corona würde sie jedenfalls nicht ins Einkaufszentrum gehen: „Jeder, der sich nicht gut fühlt, soll zu Hause bleiben.“ Damit bringt die Pensionistin die Meinung der meisten an diesem Tag befragten Menschen auf den Punkt.
Kuriose Regeln
Laut Verordnungstext des Gesundheitsministeriums kann man sich ab 1. August mit Corona in Gastronomie-Betrieben aufhalten, die Maske darf aber nicht abgenommen werden. Es ist also möglich, positiv getestet in den Klub zu gehen und dort mit Maske zu tanzen. An der Bar ein Bier (oder Wasser) zu trinken, ist aber verboten.
Philipp Metzger ist mit seinem Sohn zum Einkaufen in der Lugner City; beruflich ist er als Restaurantleiter Vorgesetzter von 15 Kellnern: „Da muss ich mich selbst genau an die Regeln halten.“ Er würde nicht wollen, dass einer seiner Kellner mit einer Covid-Infektion am Arbeitsplatz erscheint.
Für Claudia, die am Kosmetikstand arbeitet, ist die Aufhebung der Quarantäne für Erkrankte „eine Frechheit – dann stecken sich ja noch mehr an.“ Arbeiten würde sie mit Infektion nicht: „Da mache ich lieber fünf Tests hintereinander, um sicher zu sein.“
Suyan Zhu ist Chefin eines Geschäfts für Taschen und Lederwaren. „Wenn ich Corona habe, bleibe ich zu Hause. Das gilt auch für meine Angestellten.“ Friseurin Ines sieht vor allem ein Problem: „Solange ich keine Symptome habe, mache ich auch keinen Test, außer eine Kontaktperson wie mein Freund oder eine Kollegin ist infiziert.“
Richard Lugner
Der Chef der Lugner City sieht es differenziert: „Für das Geschäft ist es gut, andererseits aber auch ein Risiko.“ Er würde die Lockerungen mit Impfanreizen verbinden: „Die Aufhebung der Quarantäne sollte nur für Geimpfte gelten.“ Und wie hält es Lugner im eigenen Unternehmen? „Das überlasse ich meinen Angestellten. Wer will, darf kommen, auch mit Corona.“
Kommentare