Premiere: Smartphone wird zum Lichtbildausweis

Die APP soll alle Informationen und Vorteile der Jugendkarte 1424 bieten.
Pilotprojekt: In St. Pölten wurde der erste digitale und fälschungssichere Jugendausweis Österreichs vorgestellt.

Er ist einzigartig in Österreich und soll die Jugenschutz-Kontrolle revolutionieren: Niederösterreich führt als erstes Bundesland flächendeckend den digitalen Ausweis ein und betritt damit (verwaltungs-)technisches Neuland.

Ein fälschungssicheres Lichtbilddokument am Smartphone wird von den nö. Behörden ab sofort als Altersnachweis für Jugendliche anerkannt. Das Pilotprojekt läuft gemeinsam mit Innenministerium und Exekutive.

2003 wurde in NÖ die landesweit gültige Jugendcard „1424“ eingeführt. Die Plastikkarte war schon bisher als Lichtbildausweis zu verwenden. Mehr als 60.000 Jugendliche haben die Karte und kommen damit auch in den Genuss verschiedenster Vergünstigungen. Seit zwei Jahren wurde im Auftrag mehrerer Bundesländer gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt daran gearbeitet, die Funktionen der Jugendcard als Smartphone-App umzusetzen. Das ist nun gelungen. Nach einer sechsmonatiger Pilotphase in NÖ wird das Projekt auf die Länder OÖ, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg ausgedehnt. Die neue „1424-App“ ist ab sofort für Apple- und Android-Handys in den jeweiligen App-Stores zum Download verfügbar.

Fälschungssicher

Jugendliche können ihre Karte bei der Jugendinfo NÖ beantragen – Schule oder Gemeinde müssen Identität und Alter des Jugendlichen bestätigen. Die Behörde prüft die Angaben und überträgt sie verschlüsselt in eine Datenbank. Der Antragsteller bekommt einen Code zugewiesen, der zum einmaligen Download der App berechtigt und die Karte samt Lichtbild am Handy verfügbar macht.

Echtzeit-Anzeige, Zoom-Funktion und ein animiertes Logo sollen die Echtheit des digitalen Ausweises garantieren. Zusätzlich wird bei jedem Start ein persönlicher PIN-Code abgefragt, um Missbrauch selbst bei Verlust des Handys zu verhindern.

In den gesamten Entstehungsprozess waren externe Sicherheitsexperten eingebunden. Aus gutem Grund: „Die Sicherheit digitaler Identitäten zu garantieren, ist eine Herausforderung“, sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Mit der digitalen Jugendcard sei aber ein erster wichtiger Schritt getan. Digitaler Führerschein und Personalausweis seien zwar „Zukunftsmusik, aber Niederösterreich ist Vorreiter für andere Bundesländer und andere Staaten.“

Vor allem, weil das Bundesland noch weiter gehen will: „Als nächsten Schritt denken wir einen fälschungssicheren Schülerfreifahrtsausweis am Smartphone für Öffis an“, verrät Jugendlandesrat Karl Wilfing. Für die beiden Politiker der wesentlichste Vorteil des neuen Systems: „80 Prozent der Jugendlichen besitzen ein Smartphone und haben es in der Regel immer bei sich.“
Der stellvertretende Landespolizeikommandant Franz Popp erwartet „eine Erleichterung bei der Kontrolle des Jugendschutzes“.

www.jugendinfo-noe.at

Das Marktforschungsinstitut GfK Austria hat im Auftrag des Mobilfunkanbieters A1 das Handy-Verhalten der Österreicher untersucht. Demnach nutzen aktuell 61 Prozent ein Smartphone. Besonders hoch liegt der Anteil mit 82 Prozent bei Jungen, wobei Männer leicht überrepräsentiert sind. Beliebt sind vor allem die Funktionen zum Internetsurfen, zur Navigation sowie zum Senden und Empfangen von E-Mails.

Interessant ist, wann die Österreicher ihr Handy lautlos stellen, abschalten, nicht mitnehmen oder sogar für ein Handy-Verbot plädieren. Der Handy-freieste Ort Österreichs ist die Toilette. 37 Prozent erledigen diesen Gang ohne Telefon. Auch im Schlafzimmer und beim Sport kommt rund ein Drittel der Befragten ohne Handy aus. Klassische Situationen fürs Lautlosstellen oder Abschalten sind Theater- oder Kino- sowie Arztbesuche und Begräbnisse. Handy-Verbote werden von etwa 30 Prozent für Kirchen und Krankenhäusern befürwortet.

Lästige Erreichbarkeit

Wenn es um die ständige Erreichbarkeit geht, ergibt sich in der Studie ein leicht diffuses Bild. 70 Prozent der Befragten sagen, sie tragen ihr Handy ständig bei sich. Gleichzeitig sagen 61 Prozent, sie nehmen das Telefon teilweise bewusst nicht mit. Gut die Hälfte empfindet die ständige Erreichbarkeit als lästig, trotzdem wollen 71 Prozent für Freunde und Familie ständig erreichbar sein, wobei sich dieser Wert im Sinken befindet. 2009 wollten noch 80 Prozent für Freunde und Familie ständig erreichbar sein. Fast 40 Prozent fühlen sich nicht wohl, wenn sie gerade einmal nicht erreichbar sind.

Premiere: Smartphone wird zum Lichtbildausweis

Frauen mehr in sozialen Netzwerken

Bei einer Betrachtung nach Geschlechtern ergeben sich teilweise Unterschiede in der Nutzung der Smartphone-Anwendungen. Es gaben mehr Frauen an, in sozialen Netzwerken unterwegs zu sein und Fotos oder Videos zu verschicken als Männer. Umgekehrt liegen die männlichen Befragten bei den Funktionen Internetsurfen, Navigation, Online-Medien und Bezahlung via Handy vorne. Gut die Hälfte der Nutzer gab in der Befragung an, dass das Smartphone das Privatleben erleichtert habe. 15 Prozent sagten, das sei nicht der Fall. Im Berufsleben sehen sich 40 Prozent durch das Handy entlastet, 28 Prozent gaben an, dass das Smartphone den Berufsalltag nicht erleichtert habe.

Für die Studie wurden im Zeitraum 29. Mai bis 6. Juni 2013 österreichweit 1.000 Handynutzer ab zwölf Jahren befragt. Die Erhebung wird seit 1999 regelmäßig durchgeführt. Knapp zwei Drittel der Smartphone-Nutzer hat aktuell ein Handy mit dem Betriebssystem Android, gefolgt von 16 Prozent, die iPhone OS verwenden.

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