Prater-Chef: „100 Prozent Sicherheit gibt es nicht“
Schon als Kind wusste Stefan Sittler-Koidl, dass er einmal Praterchef werden will. Für ihn sind die Prater-Fahrgeschäfte sicherer als das Fliegen. Dennoch kam es kürzlich zu einem Unfall von einem 11-jährigen Mädchen.
KURIER: Herr Sittler-Koidl, Sie wurden vergangene Woche zum dritten Mal in Folge zum Präsident des Praterverbandes gewählt. Gibt es eigentlich ein Fahrgeschäft, das Sie nicht von innen kennen?
Stefan Sittler-Koidl: Ja, es gibt ganz wilde Fahrgeschäfte, die lasse ich mittlerweile lieber aus. Da weiß ich einfach, dass ich das nicht mehr vertrage. Das hat aber weniger mit dem Fahrgeschäft als mit mir als Person zu tun. Es hat tatsächlich eine Zeit gegeben, da bin ich mit jedem Fahrgeschäft im Prater mehrfach gefahren.
Als Kind? Sie sind im Prater ja aufgewachsen?
Richtig, ich bin schon mein ganzes Leben lang da. Und habe das mit den Fahrgeschäften auch eine Zeit lang als Sport betrieben. Allen voran mit dem Tagada.
Vergangene Woche wurde eine Elfjährige aus dem Extasy geschleudert. Laut der Betreiberin trug das Mädchen einen Rucksack. Warum wurde das nicht genauer kontrolliert?
Der Vorfall wird aktuell untersucht. Die Polizei arbeitet zusammen mit der Behörde an dem Fall, da müssen wir die Ergebnisse abwarten. Ich kann dazu selber überhaupt nichts sagen, weil ich eben nicht vor Ort war und das nicht einschätzen kann.
Wie schauen die Sicherheitsregeln im Prater aus?
Es gibt ganz strenge Gesetze und Vorgaben und diese werden auch streng kontrolliert. Zudem ist das immer auch individuell auf den Betrieb zugeschnitten. Kein Unternehmer spart an der Sicherheit. Ganz im Gegenteil. Im Prater werden jährlich beträchtliche Summen in die Sicherheit investiert.
Das heißt, laut Ihnen braucht es keine verstärkten Sicherheitsregeln?
In der Schaustellerindustrie zählen die Fortbewegungsmittel zu den sichersten der Welt. Sicherer als Fliegen. Ich habe selbst vier Kinder, die Extasy fahren. Ich kann den Wunsch nach 100%iger Sicherheit nachvollziehen und wir geben unser Bestes uns stetig zu verbessern. Trotzdem habe ich gelernt zu akzeptieren, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht gibt. Kein noch so ausgefeiltes Gesetz kann verhindern, dass es Unfälle gibt.
Haben Sie als Kind des Praters schon immer gewusst, dass Sie das Zepter ihres Vaters übernehmen werden?
Mein älterer Bruder hat mir erzählt, dass ich anscheinend in meiner Kindheit den Wunsch geäußert habe, auch Präsident zu werden. Tatsächlich habe ich mich erst im Jahr 2000 dazu entschieden, hauptberuflich im Prater zu arbeiten. Davor habe ich eine Elektrikerlehre abgeschlossen. Eine Bedingung von meinem Vater war es, etwas Ordentliches zu lernen (lacht).
Können Sie sich vorstellen, dass ihre Kinder in ihre Fußstapfen treten?
Ja, sie wachsen auch hier auf. Zwei von ihnen sind im Prater auf die Welt gekommen. Wir haben schon potenzielle Goscherte als Kinder. Der 15-Jährige steht schon in den Startlöchern (lacht).
Auf welche Attraktionen dürfen sich die Besucher in den nächsten Jahren freuen?
Es kommt ein Familienkarussell mit dem Namen Jumper. Da ist der Name Programm. Dann wird noch die Attraktion Fluch der Piraten geben, die eine hochkomplexe Themenfahrt durch das Reich der Piraten ist. Noch dazu wird es einen 60 Meter hohen Turbo Booster geben. Die frühere Form hatte 35 Meter. Das ist vielleicht ein Fahrgeschäft, das ich nur einmal ausprobiere. Für den Herbst 2019 ist dann die Eröffnung des Königreichs der Eisenbahnen angestrebt. In der Nähe des Schweizerhauses wird Wien in Modellbaugröße nachgebildet, in Zusammenarbeit mit den Wiener Linien und den ÖBB. Man kann den Bahnverkehr begutachten, ähnlich wie in Hamburg.
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