Politik verharmlost Folgen durch Verkehrsstaus
Am kommenden Freitag startet in Österreich die Stau-Hauptsaison. Wenn sich hunderttausende Autos quer durch das Land in Bewegung setzen, um die Urlaubsorte zu erreichen, dann denkt Sebastian Kummer, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, vor allem an die Kosten. Denn jeder Stau verursacht auch einen Schaden – Waren werden zu spät ausgeliefert, die Umwelt wird stärker belastet und der Benzinverbrauch steigt.
Sechs Milliarden Euro
Fünf bis sechs Milliarden Euro Schaden werden durch solche Kolonnen jedes Jahr verursacht, ergab eine "Kostenanalyse" der WU (im Auftrag des ÖAMTC). Wobei das meiste auf die verlorene (Arbeits-)Zeit entfällt.
"Die Politik verharmlost die Folgen dieser Verkehrsstaus", sagt Kummer. Vor allem in Wien ortet er mehrere Probleme. So würde es bei Baustellen keine Umleitungen geben und wenn, dann dürfen dort oft nur 30 km/h gefahren werden. Dadurch würde die Staulage nur verschärft werden, moniert der WU-Experte. Er rechnet damit, dass sich die Lage in den kommenden Jahren weiter zuspitzen wird. Zwar gibt es einen Trend zu den Öffis: "Aber auch die Zahl an Autos nimmt weiterhin zu." Die Stadt verabsäume es, die Engstellen in der Griff zu bekommen, meint Kummer.
"Gebühr"
Die höhere Zahl an Staukolonnen könnte künftig auch für Autofahrer ein teurer Spaß werden. In der EU werden derzeit Pläne für eine kilometerabhängige Maut gewälzt, die für jedes Fahrzeug gelten soll. Dabei ist auch ein Vorschlag Thema, wonach es unterschiedliche Tarife je nach Tageszeit gibt. Eine Fahrt in der Rushhour ist dann teurer als in der Nebenzeit. Der ÖAMTC spricht dabei von einer "Staugebühr". "Gegen diese werden wir mit allen Mitteln ankämpfen", erklärt Interessensvertreter Bernhard Wiesinger.
Staukostenrechner
Der Club möchte deshalb künftig mit einem nun neu entwickelten "Staukostenrechner" die Kosten für die Kolonnen berechnen. Die Federführung hat dabei Expertin Elisabeth Brugger-Brandau, die schon mit dem Spritpreisrechner der Mineralölwirtschaft in der Vergangenheit das Fürchten lehrte.
Der ÖAMTC fordert auch, dass in Wien endlich eine weitere Donauquerung dazukommt. Eine Anbindung von der Donauufer-Autobahn an die Ostautobahn etwa sei notwendig. Der Bau des Lobautunnels ist nun seit zehn Jahren in Diskussion, ein Baustart noch immer nicht erfolgt. Angeblich soll es nun 2016 so weit sein. Warum in Zeiten des Sparzwanges eine mindestens 1,8 Milliarden Euro teure Röhre statt einer weit billigeren Brücke gebaut werden soll, kann ohnehin kein Experte mehr beantworten.
Kommentare