Finanz: Pokerspieler sollen Steuern zahlen

Das Wiener Montesino
Schluss mit Glücksspiel, auch die Zocker müssen ab 2017 Einkommenssteuer zahlen.

Mehrere Wirtschaftsstudenten finanzierten sich ihr Studium mit Pokergewinnen. Am bekanntesten sind etwa die Wiener Thomas Mühlöcker und Maximilian Senft, die zusammen mehr als drei Millionen Euro bei dem Kartenspiel gewonnen haben. Obwohl Poker vielerorts noch immer als dubioses Spiel in Hinterzimmern angesehen wird, gibt es längst Menschen, die davon gut leben. Deshalb gibt es im Gegensatz zu reinen Glücksspielen wie Roulette auch Weltmeisterschaften. Ärzte, Schachspieler, Politiker und sogar Kriminalpolizisten findet man in Österreich regelmäßig an den Tischen.

Bisher wie Lotto

Bisher war jeglicher Pokergewinn in Österreich einem Lottogewinn gleichgestellt – das bedeutete komplette Steuerfreiheit bei der Auszahlung. Wien ist deshalb zum Tummelplatz der Weltelite im Pokerspiel geworden.

Doch damit wird es bald vorbei sein, ab 2017 will das Finanzministerium Pokern wie einen Beruf ansehen. Damit ist Einkommenssteuer fällig. Im Mai wurde dieser Beschluss beim Salzburger Steuerdialog des Finanzministeriums gefällt. Im Finanzressort werden diese Pläne allerdings bestätigt: "Derzeit wird der Vorschlag analysiert, im Oktober wird der endgültige Beschluss gefällt", erklärt Ministeriumssprecher Johannes Pasquali.

Vorbild Deutschland

Wird das so umgesetzt wie angedacht, muss jeder Spieler seine Gewinne in der nächsten Steuererklärung angeben. Wer neben seinem Hauptberuf pokert, kann dann in eine höhere Einkommensstufe fallen oder muss dann auch mit der Kürzung von Pensionen oder (Studien-)Beihilfen rechnen.

Finanz: Pokerspieler sollen Steuern zahlen
asdf
Vorbild der österreichischen Finanz ist dabei Deutschland. Dort sorgt der Fall Eddy Scharf seit Jahren für Schlagzeilen. Er selber ist gar kein so überragender Pokerspieler, bekannt wurde er eher als Poker-Kommentator am deutschen TV-Sender Sport1. Da die Turniergewinne auf Internetseiten abrufbar sind, stellte ihm das Finanzamt 2012 eine horrende Rechnung aus. Bis heute wird darum prozessiert, allerdings schaut es nicht gut aus für Scharf. Muss er die Steuer tatsächlich nachzahlen, ist ein Privatkonkurs aber wohl unausweichlich. Die deutschen Pokerprofis sind deshalb großteils nach Wien und London ausgewandert (siehe Zusatzbericht rechts), weil die Gewinnspannen bei Poker tatsächlich nur marginal sind. Die großen Gewinne sind zwar angeführt, nicht aber die vielen vergeblichen Eintrittsgelder (buy-ins), die dann zu keinem Gewinn geführt haben.

Der Wiener Pokerprofi Manuel Blaschke etwa sorgte 2013 damit für Aufsehen, dass er zwei größere Gewinne im sechsstelligen Bereich hatte. "Allein an jedem Sonntag gehen aber mehr als 5000 Euro für Turnier-Buy-ins drauf", erklärte er in einem Interview anschließend. Die Finanz will also an den Gewinnen beteiligt werden, ohne die Verluste mit zu nehmen, wie in Deutschland. Deshalb würde es die Profispieler wohl in den Ruin treiben. In Internetforen ist bereits davon die Rede, dass die Vielspieler auswandern wollen.

Am Ende werden die erhofften Steuergewinnen kaum dem Budget zu Gute kommen. Die großen Millionengewinner werden weiterziehen. Profitieren werden davon vor allem die illegalen Anbieter im Internet.

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