Online-Plattform bringt Hunde und Menschen zusammen
Als Treffpunkt vereinbart war eine Hundezone in Wien-Ottakring. Gespannt öffnete Corinna W. das Türchen. Gleich erkannte sie Bleki, den schwarzen Hund mit den markanten weißen Striemen, von den Bildern. Und Bleki – sie lief auf die junge Frau zu, als würden sie einander schon ewig kennen.
Blekis Besitzerin, Iris S., und Corinna hatten ein erstes Treffen vereinbart, nachdem sie sich auf der Online-Plattform „Hundelieb“ kennengelernt hatten. Iris wollte auf Urlaub fahren und brauchte einen Sitter.
Kluft schließen
Ein Problem, das viele Besitzer kennen. Viele suchen jemanden, der auf den Hund aufpassen kann, weil man nicht da ist, weil man krank ist oder weil man mal weniger Zeit hat. Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die gerne einen Hund hätten. Wegen ihrer Job- und Wohnsituation ist es aber nicht möglich.
Diese Kluft wollten Sibora Halil und Josef Pucher schließen und starteten daher vor zwei Jahren mit der Plattform. „Wir sind seither recht zügig gewachsen. Mittlerweile gibt es 15.000 Nutzer im deutschsprachigen Raum. Alleine in Wien sind es 3000“, sagt Halili. Die Plattform funktioniert wie eine Mischung aus Facebook und Tinder. „Man kann Bilder hochladen, sich selbst beschreiben. Und man kann jemanden mit Sternchen als Favoriten markieren, wenn man jemanden sympathisch findet. Wenn das gegenseitig der Fall ist, ist es ein Match“, erklärt die Gründerin. Danach könne man sich treffen, um zu testen, ob die Chemie auch stimmt. „Wir haben bisher das Feedback bekommen, dass man es schnell weiß.“
Das bestätigen Corinna und Iris. „Ich hatte bei Corinna auf Anhieb ein gutes Gefühl. Bei einer anderen Person wusste ich gleich, dass es nicht passt“, sagt Iris. Die gleiche Erfahrung haben Marika N. und Katharina K. gemacht. Sie sind Nutzerinnen der ersten Stunde. Marika passt seither regelmäßig auf die Hündin Eripa auf. „Es ist für mich beruhigend zu wissen, dass jemand da ist, wenn mal ein Notfall ist und ich wen brauche, der eine halbe Stunde auf den Hund aufpasst“, sagt Katharina.
Mulmiges Gefühl
Corinna hat Bleki diesen Sommer zum ersten Mal für ein Wochenende übernommen. Als ihr Iris die Leine an jenem Freitag in die Hand gedrückt hat, war sie zuerst ein wenig nervös. Aber schon nach wenigen Schritten habe sich alles normal angefühlt. „Meine Familie hat gesagt, dass ich übervorsichtig war und Bleki keine Sekunde aus den Augen gelassen habe. Man hat eine riesige Verantwortung, weil dieser Hund jemandem alles bedeutet. Bei einem eigenen Hund würde man wohl nicht so erpicht auf alles achten.“
Am Sonntag wurde Bleki wieder zurückgegeben. „Es war traurig, aber es war gleichzeitig auch das Richtige, dass der Hund wieder zum Besitzer geht, der unter der Woche auch Zeit hat.“
Hundesitten ist Frage des Vertrauens
530.000 registrierte Hunde leben derzeit in Österreich, die meisten davon (143.228) in Niederösterreich. Jeder Besitzer würde prinzipiell bei der Betreuung seines Tieres Hilfe benötigen, meint Alexander Dobernig, der Veranstalter der Haustiermesse, der mit dementsprechend vielen Besitzern und Dienstleistern in stetem Kontakt steht.
Bezahlte Hundesitter oder -Pensionen seien seiner Meinung nach derzeit „kein Bombengeschäft“. Das Vertrauen sei ein wichtiger Grund dabei. „Wem gebe da ich mein geliebtes Tier?“, würden sich die Besitzer fragen. „Aber Uber und Airbnb sind auch alles Milliardengeschäfte, die auf Vertrauen basieren. Ich kann mir vorstellen, dass man auch mit Hunde-Plattformen Nachfragen schaffen kann, dadurch dass es ein Angebot gibt, das es vorher nicht gab“, sagt Dobernig. Prinzipiell würden aber die meisten Hundebesitzer ihr Tier als Familienmitglied ansehen und dementsprechend ihr Leben, ihren Urlaub, ihre Arbeit planen.
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