Platter: 70 Prozent Vollimmunisierte bis Sommerende notwendig

Platter: 70 Prozent Vollimmunisierte bis Sommerende notwendig
Um Rückkehr zur Normalität zu gewährleisten. Bundesländer wollen eine Milliarde von Bund an Ausgaben-Ersatz.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), seit Donnerstag auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, hält 70 Prozent an zweimal Geimpften bis Ende des Sommers in Österreich für notwendig. Mit dieser Prozentzahl an Vollimmunisierten sei dann gewährleistet, dass man "zur Normalität zurückkehren" könne und "das Virus nicht mehr diese großen Probleme macht", sagte Platter im APA-Interview. Dieses Gewährleisten passiere jetzt über den Sommer, so Platter optimistisch.

"70 Prozent sind ein sehr engagiertes Ziel. Aber man sollte es sich setzen", meinte der Tiroler Landeshauptmann, dessen Bundesland am Donnerstag für sechs Monate turnusmäßig den Vorsitz von der Steiermark übernahm. Nunmehr gehe es vor allem um eine weitere Sensibilisierung der Bevölkerung, weil vor allem der "Zweitstich" essenziell sei, um die Vollimmunisierung zustande zu bringen und Corona hinter sich zu lassen. Dazu würden verschiedenste Aktionen gehören, wie etwa jene in Tirol am kommenden Sonntag, wo sich alle Impfwilligen auch ohne Voranmeldung zumindest einmal die Erstimpfung abholen können.

Auch 3-G-Regel wird vorerst bleiben

Zu der Sensibilisierung der Bevölkerung gehöre auch, dass die "3-G-Regel" vorerst bleibe. Wie lange sie bleibe, soll dann in der eigens gebildeten Kommission bzw. Task Force, der er als Vertreter der Bundesländer auch angehören werde, zum gegebenen Zeitpunkt beraten und entschieden werden. Aus der "3-G-Regel" soll jedenfalls - trotz ausreichend vorhandenen Impfstoffs - laut Platter keine "2-G-Regel" aus Geimpften und Genesenen werden - etwaigen Verschärfungen wollte der Landeshauptmann nicht das Wort reden.

Es werde aber jedenfalls so sein, dass man die Testkapazitäten zurückfahre - zumindest gelte das für Tirol: "Das müssen wir zurückfahren. Wir müssen auch an das Finanzielle denken. Eine Überkapazität wollen wir nicht anbieten". Auf die Frage, ob die Tests auch künftig gratis sein sollen, meinte Platter: "Das würde ich gerne in der Task Force diskutieren". In dem Gremium werde man sich jedenfalls auf "verschiedenste Szenarien vorbereiten". "In der Hoffnung, dass sie nie eintreten", so Platter.

Erste Impfstraßen werden Ende Juli geschlossen

Für ein generelles Zurückfahren des Impf- und Testangebots durch den Staat bzw. der damit zusammenhängenden Infrastruktur - in Vorarlberg werden beispielsweise mit Ende Juli bereits die Impfstraßen mit einer Ausnahme geschlossen - und eine Hinwendung an den niedergelassenen Bereich sei es jedenfalls noch zu früh: "Jetzt ist es wichtig, dass ein gutes, niederschwelliges Impfangebot gewährleistet wird. Das soll jedes Bundesland individuell machen, weil die Strukturen und die Gegebenheiten unterschiedlich sind". Man solle jedenfalls nicht "überhastet vorgehen".

Ein zweites wichtiges Thema des Tiroler Vorsitzes hat ebenfalls mit Corona zu tun - und zwar mit den aus der Pandemiebekämpfung resultierenden Kosten. "Wir Bundesländer wollen das, was uns zusteht", machte Platter deutlich. Die Länder würden im Kampf gegen Corona massiv mithelfen bzw. hätten dies getan und seien finanziell in Vorlage getreten. Konkret gehe es etwa um eine Milliarde Euro an Ausgaben etwa für Screenings, Schutzausrüstungen usw. Erst ein Teil davon sei an die Bundesländer zurückgeflossen.

"Wir brauchen aber das gesamte Geld", nannte der Landeshauptmann eines der Ziele der nächsten sechs Monate. Hinzukommen würden die Kosten und Mindereinnahmen im Bereich der Gesundheitsversorgung, die man ebenfalls ersetzt sehen will.

Verstärkte Aktivität in der Pflege

Im Bereich der Pflege kündigte Platter wiederum verstärkte Aktivität an. Das Thema sowie die Fragen der Gesamtfinanzierung werde er bei seinen Besuchen in den kommenden Wochen zur Sprache bringen, betonte der Tiroler Landeshauptmann.

Zudem wird es laut Platter im November auf seine Initiative eine zweitägige Übung von Bund und Ländern in Sachen "Blackout" geben. Schließlich sei die Verletzbarkeit der kritischen Infrastruktur durchaus gegeben, insbesondere im Bereich der Stromversorgung, spielte der Landeshauptmann etwa auf Hackerangriffe an. Er sei dahingehend unter anderem bereits in Gesprächen mit Verteidigungs- und Innenministerium.

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